Film & Fernsehen

Im Namen der Kultur - Gewerkschaft und Berufsverbände für enge Zusammenarbeit beim Film

(Berlin, 26. Januar 2007) Die Film- und Kulturschaffenden in Deutschland stehen erheblich unter existenziellem Druck. Das Unterlaufen tariflicher Mindestbedingungen, eine schlechte soziale Absicherung, der tägliche Kampf um Honorare, Gagen und Verwertungsrechte bei Produktionen und Sendern auf der einen, sowie um Arbeitslosengeld I (ALG I) oder ALG II, Anerkennung der Selbständigkeit und Künstlereigenschaft, Befreiung von der Gewerbesteuer und vor allem nicht in andere Branchen vermittelt zu werden, gegenüber der Bundesagentur, Finanzamt, Deutsche Rentenversicherung (ehem. BFA und LVA) auf der anderen Seite, machen deutlich, wie wichtig ein schnelles Handeln seitens der Gesetzgebung wäre.

Deshalb trafen sich auf Einladung des BundesFilmVerband in ver.di (BFV) und connexx.av am 26. Januar 2007 Gewerkschafter und Vertreter unterschiedlicher Berufsverbände der Filmbranche zu einem übergreifenden Branchengespräch. Anlässlich drängender Probleme - insbesondere die Folgen von Hartz IV - diskutierten der BFV, Verband deutscher Drehbuchautoren (VDD), Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS), Interessenverband deutscher Schauspieler (IDS), Bundesverband Filmschnitt Editor (BFS), Vereinigung deutscher Sprecher (VDS), Interessenverband der Synchronschauspieler (IVS) und Berliner Arbeitskreis Film (BAF) und Berliner Film- und Fernsehverband (BFFV) mit über 20 TeilnehmerInnen zur wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklungen der Film- und Unterhaltungsbranche.

Wachstum der Filmwirtschaft und soziale Unsicherheit der Filmschaffenden

Das immense Wachstum der Film- und Unterhaltungswirtschaft ruft die Gemeinschaft der Beschäftigten der Filmbranche auf den Plan. Die Filmwirtschaft wird für die nächsten drei Jahre mit 180 Mio. Euro ergänzend zu den bisherigen Modellen der Filmförderungen unterstützt, und die Wachstumsraten für den gesamten Unterhaltungssektor werden nach einer PriceWaterhouseCoopers-Studie (PWC) mit 4,2% jährlich beziffert. Im Jahr 2010 rechnet PWC mit einem Gesamtumsatz der Film- und Unterhaltungsindustrie von 70 Mrd. Euro ("M" 12/2006 - "Geldsegen für Cineasten" und "Ein großer Pool Kreativer")

Im Bereich der sozialen Absicherung für Film- und Kulturschaffende besteht allerdings wenig Anlass zur Freude. Noch immer konnte die Bundesregierung sich nicht durchringen, eine Bereichsausnahme für den Kultur-, Medien- und Filmbereich zu beschließen, um die katastrophalen Folgen durch die Verkürzung der Rahmenfrist von drei auf zwei Jahre (Hartz III) für die in diesen Branchen unregelmäßig Beschäftigten abzuwenden. Dies ist aber nach Auffassung aller Beteiligten dieses Beschäftigtenforums dringend erforderlich, um neben der Standortstärkung durch Produktionsförderung auch die Nachhaltigkeit zur Beschäftigungsentwicklung sowie zur Produktqualität sicher zu stellen. ver.di hat hierzu einen Gesetzesvorschlag gemacht, der die Anwartschaftszeit von 12 auf 5 Monate absenkt; nur so ist sichergestellt, dass eine Anspruchsgrundlage für den Bezug von ALG I entsteht, die ein Abrutschen in Hartz IV verhindert.

Gemeinsame Ziele

Das Forum der Beteiligten will in der Zukunft zu den Themen Sozialpolitik sowie Arbeits- und Einkommenssituationen eng zusammenarbeiten und sich miteinander abstimmen. Dazu haben sich die Gewerkschaft und die Berufsverbände auf einen Workshop im Oktober verständigt, bei dem Visionen und Leitideen zu folgenden Themen erarbeitet werden sollen:
  • Sender soll stärker in die Pflicht genommen werden
  • Mindestpreise für Diplomfilme
  • Zertifizierung für Beschäftigte (Professionalisierung für den Nachwuchs)
  • Versorgungswerk FILM
  • Tarifverhandlungen 2008/2009
Ebenfalls wird es eine enge Zusammenarbeit beim Thema Novellierung Filmfördergesetz FFG in 2008 geben.

Versprechen aus dem Koalitionsvertrag an Kunst und Künstler

Alle Beteiligten waren sich einig, die Bundesregierung immer wieder zu allen geeigneten Gelegenheiten an ihren eigenen Koalitionsvertrag zu erinnern. Diesen zitierte Hansjörg Zäther (IDS) mit folgenden Worten: "Im Mittelpunkt der Kulturpolitik steht die Förderung von Kunst und Künstlern [...] Bürokratische Hürden - wie zum Beispiel im Steuerrecht - sind abzubauen. [...] Bei einer Überarbeitung von Hartz IV sind Einschränkungen vor allem bei den Beschäftigungsverhältnissen freiberuflichTätiger im Kultur- und Medienbereich zu verhindern." (Koalitionsvertrag CDU, CSU, SPD - 11.11.2005, S.113) Insbesondere der dritte Teil wartet auf die Umsetzung. Der Bundesminister für Kultur und Medien hat Unterstützung zugesagt.

Olaf Hofmann

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