Film & Fernsehen

Streit um HD-Ausstrahlung

(BFV-Newsletter 01/2010) Es geht wie immer um das liebe Geld im Streit zwischen den Öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und Kabel Deutschland. Innerhalb weniger Stunden protestierten kurz vor Jahreswechsel mehr als 2000 Zuschauer in einer Petition gegen die Weigerung des Kabelnetzbetreibers, die HD-Programme von ARD und ZDF in ihr Netz einzuspeisen. Kabel Deutschland verteidigt die Weigerung mit Blick auf die Kosten. Die Institution beklagt, dass sich ARD und ZDF an den durch die HD-Showcases verursachten Mehrkosten nicht beteiligen wollen.

Die Öffentlich-Rechtlichen sehen die Einspeisung ihrer HD-Sender und die dabei entstehenden Kosten dagegen durch bereits bestehende Verträge abgedeckt. Schon im Sommer hatte Kabel Deutschland versucht, die HD-Ausstrahlung der Leichtathletik-WM durch die Sender mit ähnlicher Argumentation für eine Erhöhung des Entgelts zu nutzen. In letzter Minute wurden die Sender dann aber doch noch eingespeist. Anders sieht es jetzt aus: Dass ARD, ZDF und Einsfestival derzeit wie die private Konkurrenz wieder gestochen scharfe Bilder verbreiten, bekommen die mehr als neun Millionen KD-Kunden nicht mit.
Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen im Februar den Regelbetrieb beim hochauflösenden digitalen Fernsehen aufnehmen.

Die RTL-Gruppe sendet seit November, Pro7Sat1 seit dem Jahreswechsel in diesem Format. Die privaten Sender wollen für das hochwertigere Programm nicht etwa an Kabel Deutschland zahlen – sie erwarten stattdessen eine Erlösbeteiligung, da sie die Investitionen bei der Umstellung der Programme zu tragen hätten. Kabel Deutschland bietet schon heute ein eigenes Free-TV-Paket und sieben Pay-TV-Kanäle in HD-Qualität – die Programme der frei empfangbaren Sender werden im Kabel weiter analog verbreitet. Kabel Deutschland will – wenn es keine Einigung mit den Sendern gibt – die Kosten den Kunden aufbürden.
So ist die HD-Qualität bislang aber nur Kunden von SES Astra zugänglich. Nach einem Gratisjahr werden den Kunden 50,- Euro jährlich für die Verbreitung der privaten Programme abgenommen, die einen Erlösanteil bekommen. So bleibt die Frage, ob durch die Einführung von HD letztlich alle Programme durch die Hintertür zu Pay-TV-Programmen werden. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern dürfte ein Aufschrei folgen – die Umstellungskosten sollten in den Fernsehgebühren enthalten sein.

Die privaten Sender müssen sich aber wohl bald endgültig den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nicht mehr zu den frei empfangbaren Sendern gehören. Noch sitzen aber die Kunden am längeren Hebel, da die Konkurrenz nicht schläft. Das Erste HD, ZDF-HD und Einsfestival HD sind in den Netzen von Unitymedia und Kabel BW kostenfrei zu empfangen.


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