MDR produziert weiteren Skandal - diesmal passend im Unterhaltungssektor

(BFV-Newsletter 08/2011) Beim MDR ist zum dritten Mal ein führender Mitarbeiter ins Zwielicht geraten. Nach Ex-Sportchef Wilfried Mohren, der Berichte über Veranstaltungen erst nach der Zahlung von Bargeld auf das Konto einer Firma seiner Frau ins Programm hievte, und Kika-Herstellungsleiter Marco Kirchhof, der jahrelang fingierte Rechnungen an verschiedene Firmen zahlte und von den Erlösen profitierte, steht nun Unterhaltungs-Chef Udo Foht im Rampenlicht.
Doch aus dem Fall Foht könnte auch ein Fall MDR werden. Intendant Udo Reiter musste eingestehen, schon 2009 von einem Produzenten über dessen Geschäftsgebaren informiert worden zu sein. Im Gegensatz zu den ersten beiden Fällen, ging der Leipziger Sender diesmal in die Offensive und informierte die Öffentlichkeit selbst. Foht soll seit Herbst 2008 regelmäßig Produzenten aus der Musik- und Unterhaltungsbranche sowie alte Freunde gebeten haben, Geld an andere Firmen zu überweisen, die bei der Produktion oder Entwicklung von Sendungen kurzfristig in Liquiditätsschwierigkeiten geraten seien. Persönlich, so ließ er über einen Freund mitteilen, habe er sich nie bereichert.

Mittlerweile sind mindestens vier derartige Fälle bekannt, bei zwei ist mittlerweile klar, dass die MDR-Spitze schon 2009 von der Arbeitsweise Fohts wusste. In einer Pressemittelung wurde MDR-Intendant Udo Reiter am 28. September 2009 von einem Produzenten informiert, dem Foht 10.000 Euro geschuldet habe. Dabei könnte es sich um jenen Musikproduzenten handeln, von dem die „Super Illu“ berichtet. Er will just an diesem Datum Reiter per Einschreiben informiert haben, dass er auf Bitte Fohts 10.000 an eine Berliner Produktionsfirma überwiesen habe. Das Geld ist dann offenbar schnell ausgeglichen worden, offenbar von einem Produzenten aus dem Süden Deutschlands.

MDR-Fernsehdirektor Wolfgang Vietze ist vermutlich schon im Februar 2009 von einem Produzenten informiert worden, dass Foht ihm 20.000 Euro schulde. „Diese Forderung wurde offenbar von einem Dritten beglichen. Die Details dieser Rückzahlungen sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen, zu denen wir nach Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft derzeit keine weiteren Angaben machen können,“ teilt der MDR dazu mit. Es könnte sich dabei um einen weiteren von der „Super Illu“ geschilderten Fall handeln. Danach sei das geschuldete Geld von einer Privatperson zurückgezahlt worden. Dies spricht für ein Art Schneeballsystem, das Foht aufgebaut haben könnte, um alte Schulden zurückzuzahlen. Damit bleibt die Frage nach dem Anfang. Und der könnte bei Fohts Schützling Carsten J.W.Weidling liegen. Der Ex-MDR-Pressesprecher und jetzige Burda-Vorstand Philipp Welte hat auf Bitten Fohts 30.000 Euro an die in der Branche unbekannte Firma „Just for Fun“ überwiesen: Für die Recherchereise Weidlings für das Globetrotter-Magazin „Wir sind überall“. Das hat Foht eingeräumt. Unklar ist, ob die volle Summe nach dem Ankauf der Lizenz durch den MDR von der „Just for Fun“ an Welte zurückgezahlt wurde oder im Auftrag Fohts an andere Firmen ging. Die „Welt“ spricht von zwei Transaktionen auf deren Konto, dem Geldeingang und einer weitere nicht näher bezeichneten Transaktion von 20.000 Euro. Die „Super Illu“ schreibt dagegen, dass die „Just for Fun“ zweimal auf Bitten Fohts Überweisungen in nicht genannter Höhe an andere Unternehmen vorgenommen habe.

Mysteriöser dagegen die Umstände der Produktion „Schlag auf Schlager“, für die Hans-Jürgen Kliebenstein nach mündlicher Zusage Fohts bereits 350.000 Euro ausgegeben haben will. Er hat im Juli 2008 bereits gedreht. Dann soll ihm Foht signalisiert haben, dass der MDR nur die Lizenz für das Format für 180.000 Euro kaufen wolle und das nicht von ihm. Deshalb solle Roland Poser, ein alter Geschäftspartner Kliebensteins, von ihm die Lizenz erwerben und sie an den MDR weiterverkaufen. Ob dies gelingt, ist offen. Die „Welt“ sagt ja, die „Super Illu“ nein. Auf jeden Fall gibt es in diesem Fall noch einen Geschädigten:

Produzenten-Legende Hans Beierlein hatte auf Bitte von Foht 180.000 an Posers Firma überwiesen, um das Geschäft zwischen zu finanzieren. Davon hat er bis heute nur 10.000 Euro zurück erhalten, vom neuen Geschäftsführer in Posers Firma.

Ob Kliebenstein überhaupt eine Chance gehabt hätte, Geld vom MDR zurückzuverlangen, da Foht mit seinen Versprechen zu weit gegangen ist, wäre damals juristisch zu klären gewesen. Offenbar verzichtet Kliebenstein darauf, lässt lieber seine Firma in Konkurs gehen und bezahlt seine Mitarbeiter nicht. Schließlich kann man ja ganz schnell ein neues Unternehmen gründen, was er bereits nach der Insolvenz seiner Filmhaus Dresden GmbH 2004 getan hat.
Auch eine Schweizer Firma fordert öffentlich über die Medien Schadenersatz für eine gute Mio. Entwicklungskosten – der MDR hat die Forderung, die auch nur um die 100.000 Euro betragen haben soll, mittlerweile zurückgewiesen. Bislang ist Foths keine persönliche Bereicherung nachzuweisen gewesen, trotzdem hat Reiter ihn vom Dienst suspendiert, da das Verhalten des Unterhaltungschefs nicht mit den Richtlinien des MDR übereinstimme. So bleibt die Frage, warum er nicht bereits 2009 reagiert hat, als ein Produzent ihm alle Unterlagen geschickt haben will, die belegen, dass Foht ihn gebeten habe, Geld an andere Unternehmen zu transferieren. Es bleibt zu hoffen, dass der Fall nicht mit dem Weggang Fohts vom MDR beendet ist, sondern der MDR einen wirklichen Neuanfang wagt. Wenig hilfreich ist dabei allerdings, heutigen Mitarbeitern des MDR ihre Herkunft vorzuwerfen. Sei es dem designierten Fernsehdirekter Wolf-Dieter Jacobi, der in Leipzig Journalistik studiert hat. Ebenso wenig sollten die Qualitäten von MDR-Justitiarin Karola Wille mit ihrer Vergangenheit angezweifelt werden. Sie hat die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Foht überhaupt erst ins Rollen gebracht. In ihrer 1985 fertig gestellten Dissertation mag sie pflichtschuldig noch dem Sozialismus gehuldigt haben, das haben Tausende andere auch. Darunter auch führende Politiker dieses Landes. Entscheidend ist doch, dass Wille, die eine der Kandidaten für die Nachfolge Reiters ist, heute wegen ihrer Fachkenntnisse geschätzt wird.


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