Film & Fernsehen

Journalismus kontra Banalität – Stärkung der TV-Sender bei Nachrichten

(BFV-Newsletter 03/2010) ZDF-Intendant Markus Schächter hat in der Eröffnungsrede der Mainzer Tage der Fernsehkritik an die Verleger appelliert, gemeinsam qualitative journalistische Werte im Netz hoch zu halten und Pseudonachrichten den Kampf anzusagen, die Banalitäten zu staatstragenden Affären hochspielen.
"Ich sehe mit zunehmender Sorge, dass sich die für unsere Gesellschaft so wichtigen Akteure und Veranstalter des Qualitätsjournalismus in unverminderter Aggressivität gegenseitig bekämpfen und schwächen", sagte Schächter laut dwdl.de. "Ich will meinen Appell wiederholen: Lasst uns nicht die falsche Tür bewachen!", sagte er erneut zu den Verlagen.

Schächter wirbt damit um den Schulterschluss mit den Verlegern, mit denen sich die öffentlich-rechtlichen Sender seit Jahren eine wortreiche Debatte liefern, welche Inhalte die gebührenfinanzierten Sender ins Netz stellen dürfen ohne den Online-Angeboten der Verlage in die Quere zu kommen, die ihrerseits das Geschäft mit dem bewegten Bild auf- bzw. ausbauen wollen. Die Verlage haben bislang noch keine überzeugenden Modelle entwickelt, mit ihren Angeboten im Internet Geld zu verdienen und sehen in den Sendern eine Bedrohung, die ihrerseits darauf verweisen, dass sie es dem Gebührenzahler schuldeten sich auch in diesem Metier entwickeln zu dürfen. Schächter bezeichnete das Internet als neues "Dach des Fernsehens".

Er forderte, dass die Vertreter journalistisch orientierter Qualitätsmedien an einem Strang ziehen müssten. "Wir sollten im Interesse der nachwachsenden Nutzer, die in ihrer Informationsorientierung weder Zeitung noch 'heute journal' oder 'Tagesthemen' als erste Nachrichtenquelle zu nutzen geübt sind, gemeinsam nachdenken, wie der Gefahr zu begegnen ist, dass im Web und durch das Web eine schleichende Tendenz zu Para- oder Pseudojournalismus ihre Chance findet", so der ZDF-Intendant.

In drei Thesen legte Schächter die Herausforderungen dar, die es nötig machten, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf das Netz auszuweiten. So sei das Fernsehen im Zuge der technischen Konvergenz mehr und mehr Teil des Netzes geworden. Zudem sei der Weg ins Netz erforderlich, um auch künftig mit seinen Inhalten das Publikum zu erreichen. Darüber hinaus erforderten "der oft laienhafte Umgang mit Information und die gezielte PR in sozialen Netzwerken" klassischen Journalismus "gerade verstärkt in voller Präsenz". Schächter sieht die öffentlich-rechtlichen Anbieter in Zeiten, in denen der Rückzug ins Private eine Gefahr darstelle, dafür "prädestiniert" als "krisensichere Content-Anbieter" die notwendige publizistische Öffentlichkeit herzustellen. Für Schächters Ansatz sprechen erfolgreiche Angebote im Netz wie „DerWesten.de“, bei dem WDR und Verlage zusammen arbeiten.


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