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Gemischte Kinobilanz

(Berlin, 1. März 2010) Der deutsche Film reüssiert auf Festivals und bei den Zuschauern, und doch mischt sich ein Tropfen Wehmut in die Jubelfeiern. Zum einen konnten vor allem Komödien und pure Unterhaltung punkten, das Arthouse-Kino hat zu kämpfen. Und erstmals sank die Zahl der Orte, in denen noch ein Kino spielt, unter 1000. Waren es 2008 noch 1001 Städte und Gemeinden, sind es mittlerweile nur noch 976.

Eine alarmierende Entwicklung, denn es war das fünfte Mal in Folge, dass die Zahl der Standorte zurückging. Brandenburg, Sachsen und Rheinland-Pfalz waren besonders betroffen. 76 Kinosäle weniger als 2008 wurden im Vorjahr gezählt, 170 Kinos schlossen für immer, so viele wie seit 2001 nicht mehr. Betroffen waren Kinos mit 1 bis 2 Sälen in Gemeinden mit bis zu 20.000 Einwohnern. Das sei eine ernst zu nehmende Entwicklung, auf die die FFA und Länderförderer reagieren müssten, betonte FFA-Chef Peter Dinges bei der Vorstellung der Statistik. Er befürchtet auch, dass sich dieser Trend durch die anstehende Digitalisierung, für die vielen Betreibern solcher Häuser die Investitionsmittel fehlen, verstärken wird. Den Schließungen standen nur 94 Neueröffnungen gegenüber.

Die Kinos hatten insgesamt ein gutes Jahr, wobei vor allem die Multiplexe den Erfolg verbuchten. Der Umsatz der Kinos stieg von 794,7 Mio. Euro in 2008 auf 976,1 Mio. Euro in 2009. Das ist zum einen den höheren Eintrittspreisen für 3-D-Projektionen zu verdanken, zum anderen der gestiegenen Liebe der Deutschen zum Kino. Sie gingen im Schnitt 1,79 Mal ins Kinos, im Vorjahr waren es 1,58 Mal. Die Zahl verkaufter Karten stieg von 129,4 Mio. auf 146,3 Mio. Die Hitparade führt „Ice Age 3“ vor „Harry Potter und der Halbblutprinz“ an. Auf Platz 3 folgt mit „Wickie und die starken Männer“ der erste deutsche Film. Der deutsche Film erlebte einen nie da gewesenen Boom. 9,9 Mio. Karten wurde für Filme Made in Germany verkauft, wobei auch Koproduktionen wie „Walkyrie“ und „Der Vorleser“ mitzählen. Der Marktanteil stieg auf 27,4%, womit der sehr gute Marktanteil des Vorjahres noch übertroffen wurde.

Mit Ausnahme von Michael Hanekes „Das weiße Band“ bevorzugten die Deutschen historische Stoffe und Ablenkung im Kino. Auf „Wickie“ folgen in der Box-Office-Hitparade „Zweiohrküken“, „Die Päpstin“, „Der Vorleser“, „Männerherzen“, „Männersache“, „Horst Schlämmer“, „Operation Walkyrie“, „Maria, ihm schmeckt`s nicht!“ und „Hexe Lilli“. Erst auf Rang 28 rangiert mit Hanekes Meisterwerk der erste Arthouse-Film.

In die Statistik nicht eingeflossen ist „Inglorious Basterds“. Der Film erhielt kein deutsches Ursprungszeugnis – in den Regularien sind deutsche Koproduktionen mit einem amerikanischen Regisseur vorgesehen, aber keine deutschen Produktionen mit einem Filmemacher Hollywoods. Streng genommen dürften die Deutschen auch nicht in den Jubel um den Preisregen für Christoph Waltz einstimmen. Zu feiern gibt es auch sonst etliche Koproduktionen, die auf internationalen Festivals überzeugt haben. Angefangen von Hanekes „Das weiße Band“, Golden Globe-Gewinner und Oscar-Favorit, Golden Globe-Gewinner 2009 „Waltz with Bashir“ oder den Venedig-Gewinner „Lebanon“.

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