Film & Fernsehen

Digitalisierung nach französischem Vorbild?

(BFV-Newsletter 01/2010) AG Kino – Gilde e.V., der AG Verleih e.V. und der Bundesverband kommunale Filmarbeit e.V. zur Digitalisierung der Kinos in Deutschland fordern zur Sicherung der kulturellen Vielfalt in der Kinolandschaft in ganz Deutschland die schnelle Entwicklung eines alternativen Public‐Private‐Partnership‐Branchenmodell. In den Prozess wollen sie sich engagiert einbringen. „Sollte keine Lösung gefunden werden, besteht die Gefahr, dass die Digitalisierung zum Instrument der Marktbereinigung wird, die insbesondere die Programm‐ und Filmkunstkinos sowie die traditionellen Kinos im ländlichen Raum bedrohen würde.

Unmittelbar beträfe eine Marktbereinigung aber nicht nur die unabhängigen Kinobetriebe, sondern auch den Markt für deutsche und europäische Filme und damit die
europäische Produktionswirtschaft und viele mittelständische Filmverleiher. Bei einem Rückgang des heimischen Autoren‐, Nachwuchs‐ und Dokumentarfilms würde gleichzeitig der Marktanteil der US-amerikanischen Produktionen steigen.“

Nach dem Scheitern von 100er- und Cent-Modell sollte nach französischem Vorbild, das gerade von der EU abgesegnet worden sein soll, ein neuer Anlauf genommen werden. Dort wird eine Gesellschaft zur Verwaltung eines Fonds gegründet, der die Digitalisierung von allen Firmen unterstützt, die nicht mehr als 50 Leinwände betreiben. Verleiher und Staat sind die Haupteinzahler. Der Fond übernimmt 75% der Kosten, die Kombination mit weiteren Förderprogrammen ist möglich. Zwischen 10-20% muss der Kinobetreiber schultern. Und da die Banken dort im Moment ebenso wenig spendabel sind wie anderswo, und viele Kinobesitzer ebenso wenig finanzielle Rücklagen haben, können die dafür benötigten Kredite mit Staatsbürgschaften abgesichert werden.

Diese Ansätze sollen nach dem Willen der drei Verbände mit Vorgaben aus den bereits diskutierten Branchenmodellen kombiniert werden. Was wohl nur heißen kann, die bislang zugesagten 40 Mio. von der FFA zu retten. Um die Kostenbelastung zu begrenzen, ist die Abwärtskompatibilität der DCI‐Spezifikation zu hinterfragen, sofern mindestens der bisherige Qualitats‐ und Sicherheitsstandard gewährleistet sei. Die FFA solle ein dezentrales Schlüssel‐ und Contentmanagement einrichten, um den freien Marktzugang zu gewährleisten.
Überdies setzen sich die unterzeichnenden Verbände dafür ein, dass unabhängig von der Entwicklung eines Alternativmodells auch die Frage der Digitalisierung der deutschen und europäischen Filmklassiker in den deutschen Archiven gelöst wird.


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