Film & Fernsehen

Studio Babelsberg rügt Kreditvergabe der Landesbank

(BFV-Newsletter 09/2009) Studio Babelsberg fühle sich im Kampf gegen die Wirtschaftskrise von der Brandenburger Landesregierung und der Investitionslandesbank (ILB) im Stich gelassen, schreiben die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ am 31. August. Die Investitionsbank Brandenburg (ILB) habe dem Studio einen Kredit in Höhe von 3,75 Millionen Euro versagt, sagte Vorstandschef Carl Woebcken bei einem Wahlkampf-Besuch der SPD-Landtagsabgeordneten Klara Geywitz.

Das Geld sollte genutzt werden, um nach dem schwierigen Jahr 2009, in dem die Wirtschaftskrise große Hollywood-Produktionen in den Hallen vor den Toren Berlins verhinderte, wieder in sichereres Fahrwasser zu kommen. Das Studio wollte ein zweites Mal in ein Hollywood-Filmpaket investieren, so Woebcken. Das Studio wollte für zehn Millionen US-Dollar „Produktionsanteile“ an 15 US-Filmen kaufen, deren Produzenten verpflichteten sich im Gegenzug, einen Großteil der Filme in Babelsberg zu drehen. Zudem sei das Studio an den Einspieleinnahmen beteiligt.

Eine solche strategische Hollywood-Allianz hatte Babelsberg bereits mit Produzent Joel Silver geschlossen. Aus dem Paket von 15 Projekten wird der Dreh des dritten Films für den Spätherbst vorbereitet.
Woebcken und sein Partner Christoph Fisser investierten in diesen Deal 10 Mio. $ Eigenkapital. Für den neuen Vertrag beantragten sie Geld bei der ILB. Dies werde blockiert, womit 166 Millionen Euro Produktionsvolumen verloren gingen. Woebcken hat dafür kein Verständnis. „Das Paket würde ein Produktionsvolumen von 166 Millionen Euro nach Babelsberg bringen – für 3,6 Millionen der ILB“, sagte er.

Die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) hat die Ablehnung einer Kreditforderung aus dem Studio Babelsberg verteidigt. Wie Kristian Kreyes, Bereichsleiter Medien der ILB, betonte, sei die ILB für Filmförderung und -finanzierung in der gesamten Region Berlin-Brandenburg zuständig. Die Filmförderung sei kein Zuschussprogramm für die ILB, sondern werde in Form von bedingt rückzahlbaren Darlehen aus einem Fördertopf bewilligt. Vor drei Jahren habe die ILB auch mit der klassischen Filmfinanzierung begonnen.

Da sich viele Banken aus diesem Geschäft zurückgezogen hätten, aber weiterhin vermehrt Filme produziert würden, sei die Nachfrage nach solchen Krediten gestiegen. Die ILB habe daher den Etat für Filmfinanzierung auf 15 Millionen Euro angehoben, man denke sogar über eine Ausweitung nach. Doch der Finanzierungsantrag der Studio Babelsberg AG war „unüblich“, weil es die Beteiligung an einer Investition mit Risiken bedeutet hätte, so Kreyes. „Das macht keine Bank. Wir sind Finanzierer und kein Investor.“

Üblicherweise seien Filmfinanzierungen möglich, wenn entsprechende Sicherheiten geboten würden. Kreyes betonte, man habe der Studio Babelsberg AG „alternative Finanzierungswege angeboten“. Kreyes: „Wir sind im Gespräch und auch weiter gesprächsbereit.“ Die Argumentation von Kreyes lässt tief blicken, gilt die Filmproduktion doch weltweit als Hochrisikogeschäft. Auch Carl Woebcken kann die Argumente nicht nachvollziehen, dass die ILB sich mit Verweis auf zu hohes Risiko weigere, Kapital zu bewilligen – gleichsam über die nunmehr verstaatlichte Commerzbank aber Landesbürgschaften für einzelne Filmproduktionen anböten. Bei diesen sei das Risiko, dass die Bürgschaft gezogen werden muss, weil der Film floppt, ungleich höher als bei einem Paket mit 15 Filmen, so Woebcken. Das Studio prüfe daher jetzt Finanzierungs-Alternativen, verhandle auch mit anderen Landesbanken.


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