Rundfunk

ARD und ZDF legen Telemedienkonzepte vor

Nehmen Sie die Verantwortung ernst und machen Sie aus dem 3-Stufen-Test zur Überprüfung der Internetangebote keine Alibiveranstaltung, mahnte Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum Auftakt der CDU-Media-Night am 26. Mai in Berlin die Verantwortlichen von ARD und ZDF. Die Gremien sollten fachlich und organisatorisch in die Lage versetzt werden, ihre Pflichten wahrnehmen zu können, sonst drohe der Beihilfekonflikt mit der EU wieder aufzuflammen.

Der Minister spielte mit seiner Kritik auf ein Positionspapier (siehe Verweis unten) der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten an. Darin wurde bemängelt, dass die bislang nach den Vorgaben des am 1. Juni in Kraft getretenen 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrages durchgeführten Test für Internetangebote bei der Prüfung der NDR-Mediathek, kikaninchen.de und kika.plus.de nicht hinreichend umgesetzt worden seien.

Die Ergebnisse der Tests, die von den Aufsichtsgremien der Sender und von ihnen bestellten externen Gutachtern durchgeführt werden, könnten zum Vorteil der Auftraggeber beliebig gesehen werden. In allen bisher erstellten Gutachten werde – so der Eindruck der DLM - der öffentlich-rechtliche Rundfunk gegenüber der privaten Konkurrenz per se als höherwertig eingestuft.
MDR-Intendant Reiter ging auf die inhaltliche Kritik nicht ein. Er verwies wie ZDF-Justiziar Eberle auf die horrenden Kosten des teuren, bürokratischen Monsters. Der Leipziger Sender musste für den 3-Stufen-Test in einem Nachtragshaushalt 1 Mio. Euro einstellen.

Diese Ausgabe will das ZDF offenbar vermeiden, wie gestern bekannt geworden war. Das Angebot von heute.de wird bis Jahresende um 28.000 Text-Dokumente verkleinert. 46.800 Dokumente verschwinden. Aus dem Portal sport.zdf.de werden den Planungen zufolge 18.700 Text-Dokumente herausgenommen.
Anfang Juni stellten ARD, ZDF und dem Deutschlandradio ihre Telemedienkonzepte vor, nach denen sie Sendungen mit Ausnahme der Fußball-Bundesliga und von Sportgroßereignissen im Internet zum Abruf bereitstellen wollen. Der Vertrag gestattet es ihnen grundsätzlich für sieben Tage. Bis zum 31. August müssen die Konzepte von den zuständigen Gremien genehmigt sein.

Das Zweite will sieben Rubriken anbieten: zdf.de, heute.de, sport.zdf.de, ZDFmediathek.de, zdf.tivi.de, theaterkanal.de und unternehmen.zdf.de. Im Sport sollen beispielsweise – sofern die Rechte vorliegen – live berichtet werden und die Beiträge bis zu drei Monate im Netz verfügbar sein. Nachrichten mit Schwerpunkt von heute um 19.00 Uhr und des heute-journals werden bis zu einem Jahr verfügbar sein. Sendungen zu den Themenbereichen Bildung, Wissenschaft, Technik, Theologie und Ethik sollen sogar fünf Jahre verweilen. Die Kosten belaufen sich bis 2012 auf jährlich 30,9 Mio. Euro. Zudem gibt es Erwägungen, dass ZDF Enterprises, das bereits jetzt Sendungen über das Pro-Sieben-Portal maxdome oder bei apple iTunes anbietet, künftig selbst Sendungen vermarktet, für die die Verweildauer im Netz abgelaufen ist.

Die ARD möchte dagegen die Hauptausgabe der Tagesschau und die Tagesthemen unbegrenzt im Netz belassen. Reportagen, Dokus und Magazine sollen ein Jahr zugänglich sein. Für Kinderprogramme wünschen sich beide Sender zwei Jahre.

Während die Politiker ARD und ZDF bei der Expansion im Internet Fesseln anlegen, kritisierte Arte-Präsident Christoph Langenstein bei der CDU-Media-Night das deutsche Vorgehen im Vergleich mit Frankreich. Dort würden die Sender sogar ermutigt, ihre Angebote im Netz auszubauen und dafür zu werben. Keine Pariser Regierung würde sich zudem von Europa den Regelungsbedarf vorschreiben und den Handlungsrahmen einschränken lassen. Die Ursache suchte er in der Splittung der Verantwortlichkeit für die Medien zwischen Bund und Ländern. Was er nicht aussprach – kein anderes Land hat wohl auch so starke Lobbyisten für die privaten Wettbewerber, die sich oft hinter den Kulissen in Brüssel Gehör verschaffen.


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