Film & Fernsehen

Entgrenztes Arbeiten in Film- und Fernsehproduktionen

(München, 24. Oktober 2007) Das Projekt: Entgrenzte Arbeit - Entgrenzte Familie des Deutschen Jugendinstitutes DJI untersucht die Arbeitsbedingungen von Eltern in Film- und Fernsehproduktionen und im Einzelhandel und kommt zu ersten Zwischenergebnissen:

"Der Film- und Fernsehbranche kann gerade für die Diskussion um Entgrenzung von Arbeit ein paradigmatischer Status eingeräumt werden. Die projektförmige Organisation der Arbeit, die wissensintensiven und kreativen Inhalte gelten als Modell zukünftiger Arbeit. Neben der Freiberuflichkeit vieler Film- und Fernsehschaffenden stellt die auf die Produktionsdauer abgestimmte befristete Beschäftigung die dominante Beschäftigungsform dar.

Für die Dauer der Produktion werden Regisseure/innen, filmtechnische Dienstleister/innen und eine Vielzahl technischer und kreativer Mitarbeiter/innen engagiert. Die Beschäftigten arbeiten in ständig wechselnden Teams und müssen sich immer wieder auf neue Kollegen einstellen. Statt des Betriebs ist hier also die Projektifizierung der Produktion audiovisueller Dienstleistungen prägend. In den Projekten wird stark fremdbestimmt gearbeitet. Die Arbeitszeiten sind hochgradig flexibel und extensiv. Während der Dreharbeiten gelten tägliche Arbeitszeiten von zehn Stunden als absolutes Minimum. Für jeden einzelnen Drehtag gibt es eine exakte Definition der zu erbringenden Leistung. Dieses Tagespensum entwickelt eine enorme Bedeutung bei den Dreharbeiten. Für die Beschäftigten heißt das oftmals, dass so lange gedreht wird, bis das vorgeschriebene Tagespensum erreicht wird. Hinzu kommt, dass die Aufträge oft sehr kurzfristig sind und damit eine enorme Flexibilität der Beschäftigten verlangen.

Räumliche Flexibilität ist für Film- und Fernsehschaffende ein Muss. Die Arbeits- und Drehorte fallen selten mit dem Wohnort zusammen, außer bei Studioaufnahmen. Reisen, ein Leben in Hotels und Pensionen während der Produktionszeit sowie längere Abwesenheiten von der Familie gehören zum Alltag. Berufliche Unsicherheit stellt ein zentrales Merkmal der Arbeit und der Verwertungsbedingungen der Arbeitskraft dar. Das betrifft einerseits das Einkommen der Beschäftigten und andererseits den Anschluss eines Folgeprojekts. Die Film- und Fernsehschaffenden tragen dabei eine starke Eigenverantwortung bezüglich dem Erhalt ihrer Beschäftigungsfähigkeit."

Die endgültigen Ergebnisse der Untersuchung werden im Winter 2008 vorliegen. Die Ergebnisse der Studie bieten Hinweise auf eine breite Palette von praxis- und politikrelevanten Handlungsfelder zur Verbesserung einer nachhaltigen Verknüpfung von Familie und Erwerbsarbeit.

Bereits jetzt stehen Zwischenergebnisse zum Download bereit.

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