DFFF vor problematischer Förderstruktur - ARD und ZDF reduzieren Beteiligung

(BFV-Newsletter 11/2010) In den Studios von Babelsberg könnte man über die Dächer der Notre-Dames-Kathredale von Reimes im 17. Jahrhundert wandeln. Die Kulissen gehören zur spektakulären Neuverfilmung der „Drei Musketiere“, für die in Deutschland die Münchner Constantin Film verantwortlich zeichnet.
Erstmals wurde für das Großprojekt mit Kassenmagnet Orlando Bloom für einen Film ohne Hollywood-Beteiligung mehr als vier Mio. Euro aus dem DFFF bewilligt: Mehr als 7.583.000 Euro deutscher Steuergelder fließen in die deutsch-französisch-britische Koproduktion. Dafür werden mehr als 50 Mio. Euro für den Dreh in Bayern und Brandenburg ausgegeben. Die Babelsberger Geschäftsführer sehen den Dreh mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Bei den Verhandlungen um attraktive Großprojekte zogen sie in diesem Jahr zu oft den Kürzeren. Ihre Konkurrenten aus Prag, Budapest oder London können höhere Steuervergünstigungen versprechen als die vier Mio. Euro, die beim DFFF automatisch fließen. Was darüber liegt, kann erst beantragt werden, wenn die vier Mio. genehmigt sind. Auf dieses Vabanquespiel lassen sich Großproduktionen kaum ein, auch weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass nicht alle Anträge genehmigt werden.
Diese Planungsunsicherheit macht es uns in diesem Wettbewerbsfeld nahezu unmöglich in Hollywood große Koproduktionen erfolgreich und schnell zu akquirieren.“ So verloren die Babelsberger in diesem Jahr zwei Projekte, „X-Men IV“ und „Captain America“ mit Samuel L. Jackson, Hugo Weaving und Tommy Lee Jones, weil ihre Konkurrenten finanziell besser ausgestattete Förderungen bieten konnten. Die Branche ist sich nahezu einig, dass zu den vier Millionen Förderungen schneller entschieden werden müsse, damit ggf. Anträge für weitere Fördergelder gestellt werden können.
Die Diskussion um die 4 Mio. Grenze spiegelt jedoch nur einen kleinen Teil des Dilemmas wieder, in das der DFFF in den vergangenen Jahren geschlittert ist. Einzig die Abwanderung deutscher Kinofilme ins preiswertere Ausland konnte gestoppt werden. Verfehlt wurden die Ziele, höhere Budgets zu ermöglichen und das Eigenkapital der Produzenten zu stärken. Und es scheinen auch die Skeptiker Recht zu bekommen, die befürchtet hatten, dass sich die Fernsehsender finanziell aus der Kinokoproduktion zurückziehen werden und manch Fernsehfilm nur pro forma ins Kino kommt.
Der Senderanteil an den Budgets der vom DFFF geförderten Filme sank kontinuierlich: Stammten 2007 noch 14,4% des Geldes von ihnen, waren es 2008 nur noch 12,4%. 2009 sank der Finanzierungsanteil dann auf 7,5%. In Zahlen ausgedrückt: Flossen 2007 noch durchschnittlich 820.800 Euro in Kinokoproduktionen, waren es 2008 noch 607.600. 2009 waren es nur noch 330.000 Euro. „Es sieht so aus, dass die TV-Anstalten durchschnittlich immer weniger zahlen. Das ist nicht gut“, beurteilt Martin Moszkowicz die Entwicklung. Mathias Schwarz teilt seine Bedenken. „Die Tendenz ist spürbar. Sie hat möglicherweise viele Ursachen. Es könnte eine größere Anzahl von Filmen geringere Summen erhalten haben. Oder die Verleiher haben die Fernsehrechte mit gekauft, so dass sie nicht separat von der FFA ausgewiesen wurden. Wir wollen das jetzt analysieren und es wird mit in unsere Gespräche um die Terms of Trade bei Kinokoproduktionen einfließen.“
ZDF-Spielfilmchef Reinhold Elschot bleibt eine Antwort zu diesem Zahlen schuldig. ARD-Programm-Direktor Volker Herres mag die Zahlen nicht kommentieren. „Ich habe keinen Grund, die Zahlen der FFA anzuzweifeln. Wie sehr die Landesrundfunkanstalten der ARD und die ARD Degeto diese mit beeinflusst haben, vermag ich nicht zu beurteilen.“ Doch die verantwortlichen Redakteure räumen ein, dass ihre Etats in den vergangenen Jahren konstant blieben oder gar beschnitten wurden. Sondertöpfe wie beispielsweise der Etat des Intendanten beim BR sind für sie nicht mehr zugänglich. Und es dürfte auch klar sein, dass die beschlossene Kürzung von 20 Mio. Euro bei der Degeto zu spüren sein wird.


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