Film & Fernsehen

ver.di fordert Einhaltung des Tarifvertrags bei ARD und ZDF Auftragsproduktionen

(BFV-Newsletter 10/2010) Fair und auf Augenhöhe wollen sich ZDF und die Produzenten von Fernsehfilmen bei der Finanzierung und Abrechnung von Auftragsproduktionen künftig begegnen. Die Kalkulationen sollen die wahren Kosten widerspiegeln, Bürgschaftskosten werden anerkannt, die zugesagten Mittel werden im Laufe einer Produktion früher fließen, was die Liquidität der Produzenten erhöht.
So sieht es das Eckpunktepapier vor, das vom Zweiten und der Allianz Deutscher Film- und Fernsehproduzenten am 28. September unterzeichnet wurde. Mit der Vereinbarung werden auch die zwischen ver.di und der Produzentenallianz geschlossenen Tarifverträge sowie die Vorgaben von Sozial- und Rentenversicherungen für die Absicherung von Schauspielern und Stabsbeschäftigten als Kalkulationsgrundlage anerkannt. Ein wichtiger Punkt, deren Weiterreichen an die Beschäftigten ver.di anmahnt. Schließlich habe die Allianz, im Gegensatz zu ihrer Vorgängerinstitutionen, auch viele nicht tarifgebundene Unternehmen. „Sie können zukünftig gegenüber Sendern mit Tarifstandards kalkulieren, müssen diese den Filmschaffenden aber nicht gewähren. Immer wieder sind uns Fälle bekannt geworden, in denen das Zeitkonto nicht geführt wurde und Arbeits- und Ruhezeiten nicht eingehalten wurden. Oder wir erfahren von Verträgen, die pauschalierte, und durch zu lange Arbeitszeiten dann häufig untertarifliche Gagen vorsehen. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, in dem Gebührengelder ausgegeben werden, muss aber nach Tarif gearbeitet und bezahlt werden“, erklärte der ver.di-Vize Frank Werneke.

Die Gewerkschaftsmitglieder und ihre Kollegen würden durch solche Vertragsangebote in eine schwierige Situation gebracht. Sie wollen und müssen arbeiten, aber können sich auf die Leistungsbedingungen des Tarifvertrages nicht vollständig verlassen. Dass Budgets heute kalkuliert werden und dabei Tarifregelungen nur schwer einzuhalten sind, dürfe nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Wenn eine Produktion unterfinanziert sei, müsse sie auch billig aussehen und dürfe nicht durch das Engagement der Mitarbeiter auf Hochglanz poliert werden.

Die Budgets werden unter dem Druck fallender Gebühreneinnahmen nicht üppiger ausfallen, räumt ZDF-Programmchef Thomas Bellut ein. Lücken sollen künftig dadurch ausgeglichen werden, dass das hundertprozentige Buy-Out eingeschränkt wird und der Produzent Rechte – etwa für DVD-Auswertung oder das Ausland - erhält. Generelle Regelungen hierzu gibt es nicht. Für jede Produktion muss das Paket extra ausgehandelt werden. Gemeinsam wollen die Mainzer und die Produzenten eine Video-on-Demand-Plattform aufbauen, die starten soll, wenn genügend Programm vorhanden ist. Langfristig wird sie die DVD ersetzen. „Aus Gewerkschaftssicht zum Schutz von Urheberinteresse klingt das nach einer komfortablen Situation, denn wir können leichter als bei privaten Anbietern kontrollieren, was an Einnahmen erzielt wird“, kommentiert der Vorstand des BundesFilmVerband (BFV).
Auch für die derzeit laufenden Tarifverhandlungen mit der Produzenten-Allianz zur Erlösbeteiligungen für Filmurheber und ausübende Künstler und zu Schauspiel-Gagen erhofft sich ver.di von dem Eckpunktepapier Rückenwind, da es diese neuartigen Regelungen für Filmschaffende ausdrücklich vorsieht. Die ARD hatte sich bereits Ende 2009 mit der Allianz auf ein gleichartiges Grundsatzpapier zu den Terms-of-Trade verständigt. Damit sind rund 70% der Auftragsproduktionen des deutschen Fernsehens abgedeckt. Mit den privaten Sendern hofft die Allianz auf den baldigen Abschluss ähnlicher Vereinbarungen.


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