Film & Fernsehen

CineStar und CinemaxX: Zwei Multiplexe, zwei Arbeitskämpfe

(ver.di FilmUnion-Newsletter 11/2012) Für die Beschäftigten der beiden Kinoketten CineStar und CinemaxX war es ein kämpferisches Jahr 2012. Doch während im Hause CinemaxX mit dem Abschluss eines einheitlichen und bundesweiten Flächentarifvertrages bereits Ruhe eingekehrt ist, will die Geschäftsführung von CineStar in jedem Fall einheitliche Löhne verhindern.
Daher kämpfen die Belegschaften der einzelnen CineStar-Standorte weiterhin gemeinsam mit ver.di um Haustarifverträge. Einige Belegschaften sind schon seit Monaten im Arbeitskampf. Da tut es gut, viel Unterstützung und Solidaritätsbekundungen von verschiedensten Seiten zu erhalten wie jüngst in Kassel von den Kolleg/innen von VW, vom Deutschen Gewerkschaftsbund DGB, aber auch von Parteien wie der LINKEN oder der SPD. Auch die ver.di FilmUnion erklärt sich solidarisch: „Die Forderungen der KollegInnen von CineStar sind voll berechtigt. Entgelte über dem geforderten Mindestlohn von 8,50 Euro müssen sein. Kinobeschäftigte verdienen einen angemessenen Lohn, von dem sie auskömmlich leben können. Deshalb haben wir den Kinobeschäftigten einen Spot gewidmet und in Gestalt eines Filmvorführers auf dieses Problem hingewiesen.“ http://www.connexx-av.de/profil_socialspots.php, http://www.youtube.com/watch?v=sxbq4koTD78

So erhielten die streikenden Beschäftigten am Mainzer Großkino "CineStar" prominenten Rückenwind durch Kurt Beck und die 500 Delegierten des Landesparteitags, der Mitte November in Mainz stattfand. In einem persönlichen Gespräch mit einer Streik-Delegation machte Beck deutlich, dass er den monatelangen Einsatz der Beschäftigten mit großem Interesse verfolge. Normalerweise habe sich ein Ministerpräsident nicht zu Tarifstreitigkeiten zu äußern. "Aber in Ihrem Fall geht es um existenzielle Bedürfnisse", betonte der Ehrenvorsitzende der SPD Rheinland-Pfalz angesichts von Stundenlöhnen zwischen 6,80 und 7,31 Euro brutto. "Es ist nicht in Ordnung, dass mitten in unserer Gesellschaft Löhne gezahlt werden, die kaum für Essen und Miete reichen, geschweige denn, um eine Familie zu gründen." Dabei verwies Beck auf die zentrale SPD-Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn: "Für gute Arbeit muss es anständigen Lohn geben. 8,50 Euro ist für uns die absolute Mindestgrenze."

Die Altstadt-SPD und die Jusos Mainz haben bereits drei Solidaritätsaktionen vor dem Mainzer CineStar durchgeführt. "Die SPD steht klar an der Seite der CineStar-Beschäftigten und von ver.di." betont Andreas Behringer, Vorsitzender der Altstadt-SPD, und kündigt bereits weitere Solidaritätsaktionen an. "Es ist ein Skandal, dass Deutschland keinen gesetzlichen Mindestlohn hat. So lange dieser Missstand nicht behoben wird, müssen Großkonzerne wie CineStar mit öffentlichem Druck zur Einsicht gebracht werden."

Am Ball bleiben lautet die Devise der Tarifbewegung im CineStar Kassel. So kam es am 11.11. zum dritten Streiktag innerhalb von vier Tagen. Ab 17:00 Uhr hatte ver.di die Belegschaft zum befristen Warnstreik aufgerufen. 90 % der eingesetzten Belegschaft folgten dem Aufruf, so dass sich die Kolleginnen und Kollegen vor dem Kino versammelten, um mit inzwischen trainierter Hand Gummibärchen und Infoflyer an die Gäste zu verteilen. Wie erwartet, war die frühabendliche Vorstellungsschiene recht gut besucht, so dass es zu erheblichen Schlangenbildungen an den Kartenkassen kam, was viele Gäste zum Anlass nahmen den Sonntagabend doch lieber zu Hause auf dem Sofa zu verbringen. Der Gastronomie-Bereich blieb erneut für ca. 15 Minuten gänzlich unbesetzt. Grundsätzlich brauchten die ungeübten Ersatzkräfte recht lange, um die Schlangen abzuarbeiten. In allen streikenden Cinestar-Kinos werden Streikbrecher eingesetzt, die extra zu diesem Zweck eingestellt worden sind. Während der Streiks kam es auch immer wieder zu Aussperrungen durch den Arbeitgeber.

Die CineStar-Gruppe betreibt nach eigenen Angaben allein in Deutschland 68 "Filmpaläste". Sie ist seit 2004 im Besitz eines australischen Investment-Konzerns. Deutschlandweit wird inzwischen an mindestens neun Standorten gestreikt.

Entspannung dagegen beim anderen Multiplex: CinemaxX und ver.di konnten sich nach etlichen Streiktagen schließlich bei Verhandlungen über eine Entgeltsteigerung für Servicekräfte, Filmvorführer, Einlasskontrolleure, Kassierer, Assistenten und Thekenkräfte auf eine Erhöhung des Tarifgehaltes um 9,74 Prozent einigen. Der Stundenlohn einer Servicekraft liegt damit im kommenden Jahr – je nach Berufserfahrung - zwischen 8 und 9,15 Euro. Ähnlich sieht es bei den Filmvorführern aus. Sie bekommen ab 2013 einen Stundenlohn zwischen 9,74 und 11,74 Euro. Allerdings plant CinemaxX, Filmvorführer nur noch 2013 zu beschäftigen. Ab 2014 soll es keine aktiven Filmvorführer mehr geben. Sollten 2014 dennoch Filmvorführer für das Unternehmen arbeiten, soll über eine neue Entgelttabelle verhandeln werden. ver.di und Cinemaxx konnten sich ebenfalls auf eine Erhöhung des Weihnachtsgeldes und der Urlaubstage einigen. Ab kommendem Jahr haben die Beschäftigten des Cinemaxx Anspruch auf mindestens 27 Tage Urlaub. Der Einsatz an Heiligabend und Silvester bleibt nach wie vor freiwillig.
Spot Filmvorführer: http://www.youtube.com/watch?v=sxbq4koTD78
http://www.connexx-av.de/profil_socialspots.php


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