Film & Fernsehen

Preis für Courage im Filmalltag

ver.di FilmUnion und BFFS vergeben im Rahmen des Deutschen Schauspielerpreises erstmals die Auszeichnung „Starker Einsatz“

(Berlin, 10. Februar 2014) Mit einer festlichen vierstündigen Gala wurde zur Berlinale am 10. Februar im Stage Theater des Westens der Deutsche Schauspielerpreis 2014 verliehen. Erstmalig ehrten ver.di FilmUnion und der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) mit dem Sonderpreis „Starker Einsatz“ ein Filmproduktionsteam, das sich engagiert und erfolgreich für Fairness und gute Arbeitsbedingungen am Set eingesetzt.
Preisträgerin „Starker Einsatz“ Ilona Schultz mit Heinrich Schafmeister (Foto: Philipp Plum)
Das Theater: nahezu bis auf den letzten Platz besetzt. Die Atmosphäre: locker, fröhlich und gespannt auf die Bekanntgabe der Gewinner. Dabei gehe ein „kämpferischer Geist durch den Saal, der mich freut“, so Produzent Günter Rohrbach, Gewinner des Ehrenpreises „Inspiration“. Er brachte auf den Punkt, was diesen Abend auch ausmachte. Preisträgerinnen und Preisträger wiesen immer wieder auf den Wert der Teamarbeit bei einer Filmproduktion hin und wie wichtig es sei, für gute Bedingungen beim Dreh und darüberhinaus einzutreten. Mitglied in einem Verband oder einer Gewerkschaft zu sein, sei wichtig, klang es von der Theaterbühne. So konnte es keinen besseren Rahmen für den Sonderpreis „Starker Einsatz“ geben, mit dem die Partner ver.di FilmUnion und BFFS die Autorin und Regisseurin Ulrike Grote gemeinsam mit der Produzentin Ilona Schultz auszeichneten. Die Gründerinnen der FORTUNE COOKIES Filmproduction nahmen den Preis für ihr Projekt „Die Kirche bleibt im Dorf“ – zwei Kinofilme und 24 Folgen Serie im SWR – entgegen.

ausgezeichnet mit dem Extrastarken Einsatz Heinrich Schafmeister (Foto: Martin Becker)
Dazu der Laudator, Kameramann Stefan Nowak von der ver.di FilmUnion, der gemeinsam mit dem Schauspieler Heinrich Schafmeister vom BFFS den Preis übereichte: „Im Film- und Fernsehgeschäft werden Rekordgewinne eingefahren und gigantische Erlöse aus der Haushaltsabgabe geschöpft – Geld wäre also genug da. Allerdings werden diese Milliarden immer weniger dafür ausgegeben, diejenigen, die die Inhalte für Kinoleinwände und Fernsehschirme kreativ erschaffen und gestalten, angemessen zu bezahlen. Die Budgets der Sender schrumpfen und damit die Anzahl der Jobs. Und wer einen Job hat, muss intensiver, oft ohne Pausen und länger arbeiten – das dann aber an weniger Drehtagen und für weniger Geld.“
„Wer in dieser Situation Unrecht benennt und unanständige Budgets oder Honorarangebote ablehnt“, so Nowak weiter, „wer sich für angemessene Bezahlung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen stark macht, setzt viel aufs Spiel. Im schlimmsten Fall wird man nicht mehr gebucht. Aber im besten Fall lassen sich sogar angemessene Budgets und Arbeitsbedingungen erreichen.
Man geht also ein hohes Risiko ein, wenn man sich nicht damit abfindet, unter immer schlechteren Bedingungen immer höhere Qualität abliefern zu müssen. Aber, wie unsere beiden Preisträgerinnen beweisen, wer viel wagt, hat auch viel zu gewinnen.
Kämpfen macht Spaß. Und wer die Verhältnisse ändert, ändert auch sein Leben. Dazu braucht es allerdings Mut, Kreativität und die Bereitschaft zur Solidarität – vielleicht auch ein bisschen Sturheit.“ Diese „Tugenden“ würden nun mit dem Preis „Starker Einsatz“ gewürdigt, so Nowak.

Laudatoren Stefan Nowak und Heinrich Schafmeister (Foto: Martin Becker)
Die Branche leide unter Magersucht, ihr sei eine Nulldiät verordnet, beschrieb Preisträgerin Ilona Schultz die gegenwärtige Filmproduktion. Sie hätten keinen Film von der Stange gemacht“, was mit einem „großartigen Team“ auch möglich sei, bedankte sich die Produzentin bei ihren Mitstreitern. Der Preis stehe „für Transparenz und Miteinander“. „Wir sollten es uns nicht gefallen lassen, wenn die Budgets der öffentlich-rechtlichen Sender schrumpfen, sondern kämpfen, dass sie nach oben gehen“, appellierte sie an die Filmschaffenden.

Standing Ovations im Theater des Westens (Foto: Martin Becker)
Stehende Ovationen begleiteten diese Preisvergabe. Sie hielten an, als Stefan Nowak überraschend einen nicht angekündigten Sonderpreis an Heinrich Schafmeister übergab. Mit dem „Extrastarken Einsatz“ wurde das Engagement des Schauspielers hervorgehoben, mit dem er die Tarifverhandlungen zur Beteiligung an den Kinoerlösen vorantrieb. Dieser Tarifvertrag soll eine gerechte Verteilung der Erlöse an alle Kreativen, die an einem Film mitgewirkt haben, sichern. Er wurde dieser Tage zwischen ver.di und dem BFFS auf der einen Seite und der Produzentenallianz auf der anderen Seite ebenso vereinbart wie der erste Gagen-Tarifvertrag für Schauspieler. Zehn Jahre Streit und eine kollegiale Annäherung verschiedener Filmverbände waren der Unterschrift unter den Vertrag für die Erlösbeteiligung voraus gegangen.

Schafmeister, dem die Freude über die Anerkennung deutlich anzusehen war, hob hervor, dass es ein schmerzhafter Prozess gewesen sei, der jedoch von respektablem Umgang miteinander geprägt gewesen sei und schließlich diese tollen Ergebnisse gebracht habe.

Mit dem Deutschen Schauspielerpreis ehrt der Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) seit 2012 Vorbilder, die sich für die Entwicklung der Schauspielkunst verdient gemacht haben. „Es werden Menschen ausgezeichnet, die in besonderer Weise und nachhaltig inspirieren und sich für den deutschen Film als Kulturgut und für die Schauspielkunst einsetzen. Der Preis spiegelt den besonderen Blickwinkel der Schauspieler.“

Als Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle in „Pass gut auf ihn auf!” wurde 2014 Julia Koschitz ausgezeichnet. Klaus Maria Brandauer erhielt den Preis als Bester Schauspieler in einer Hauptrolle in „Die Auslöschung”. Senta Berger wurde für ihr Lebenswerk geehrt. wen

Fotos von Martin Becker und Philipp Plum

Ausklappen/Einklappen