Film & Fernsehen

Der 2. Aktionstag am 21. Mai stand dieses Jahr unter dem Motto: "Wert der Kreativität". Eine Bilanz

(ver.di FilmUnion-Newsletter 06/2012) Nach dem Erfolg der Premiere im letzten Jahr fand auch dieses Jahr am 21. Mai bundesweit der Aktionstag „Kultur gut stärken“ statt. "Wert der Kreativität“ war das Motto des veranstaltungsreichen Tages, der vom Deutschen Kulturrat und der Kulturstiftung des Bundes organisiert wurde. Bei diesem Aktionstag geht es nicht ums kollektive Jammern einer hoffnungslosen verzweifelten Branche.
Vielmehr ging es dieses Jahr darum, „zu zeigen, wie wichtig kreative Leistungen sind, dass sie nicht kostenlos zu haben sind, und dass neben den Künstlern noch viele andere Beschäftigte in der Kulturwirtschaft einen Beitrag dazu leisten, dass Bücher erscheinen, Musik aufgeführt wird, ein Film entsteht und vieles andere mehr,“ sagte Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates. Der Aktionstag "Kultur gut stärken" wollte also aufklären, informieren, Diskussionsmöglichkeiten bieten und vor allem: Mut machen.

Das Motto „Wert der Kreativität“, wurde bewusst gewählt in einer Situation, in der sich im Kulturbereich eine deutliche Resignation breitmachte. „Diejenigen gesellschaftlichen Kräfte, die das Urheberrecht in Frage stellten, schienen immer mehr an Boden zu gewinnen. Wer für den Schutz des Urhebers, seiner Persönlichkeits- wie auch der Verwertungsrechte eintrat, bekam schnell das Image von gestern zu sein“, sagte Zimmermann“. Viel Unmut über manche Entwicklungen in der Kulturwirtschaft, wie beispielsweise die massenhaften Abmahnungen von Urheberrechtsverletzungen im Internet durch Anwälte, die ein lukratives Geschäftsfeld für sich entdeckt hatten und das nicht funktionierende Urhebervertragsrecht, das eigentlich zu einer angemessenen Entlohnung der Künstler führen sollte, „wurden in einen Topf geworfen, kräftig umgerührt und herauskam eine radikale Infragestellung des gesamten Urheberrechts“. So entstand bei vielen das Bild, dass der professionell arbeitende Künstler im digitalen Zeitalter eine aussterbende Gattung sei, frei nach dem Motto, jedes Foto auf einer Website und jeder Text im Netz sei ja schließlich Kunst. „Der geradezu grenzenlos ausufernde Kunstbegriff bei einigen Netzaktivisten, ließ einige fürchten, der professionelle Kunstbereich zählte nicht mehr zur Avantgarde. Er wies nicht mehr nach vorne, sondern vermeintlich ging es nur noch um den Erhalt des Bestehenden.“

Viele der rund 450 Veranstaltungen, die am 21. Mai und am Wochenende davor und danach im gesamten Bundesgebiet stattfanden, thematisierten einige dieser Punkte. Viele Künstler, Kulturvereine und Kulturunternehmen vor Ort haben sich in ihren Veranstaltungen mit dem Motto "Wert der Kreativität" auseinandergesetzt und zum Diskurs eingeladen. Es wurden in ganz Deutschland viele Theatervorführungen unter das Dach des Aktionstages gestellt. Aber auch eine Vielzahl von anderen Veranstaltungen wurden dargeboten. So veranstaltete der BBK Frankfurt eine Liveaktion mit 40 Staffeleien auf dem Willy-Brandt-Platz, im Projektraum Gewächshaus in Goch in NRW fand eine lange Nacht zur Frage "Was braucht der Menschen zum Leben?" statt, das „Kreml“ in Hahnstätten veranstaltete einen Tag für die ganze Familie zum Tag der kulturellen Vielfalt – um nur einige zu nennen.

Dass jedoch nicht alle angehenden Politiker und selbsterklärten Urheberrechtsexperten einen hohen Wissensstand haben, was die Bedeutung der unterschiedlichen Begrifflichkeiten angeht, die mit dem Urheberrecht in Verbindung gebracht werden, zeigte eine Kulturzeit-Extra-Sendung auf 3sat, die in Kooperation mit dem Deutschen Kulturrat entstanden ist. In der Sendung, in der der „Urheberrechtsexperte“ der Piratenpartei Bruno Kramm, selbst Musiker, der Musiker Frank Spilker, (Die Sterne) und die Schriftstellerin Tanja Dückers von Tina Mendelsohn befragt wurden, ging es nämlich drunter und drüber. Aus grober Unkenntnis der Sachlage verwechselte Kramm fröhlich das Urheberrecht mit Finanzierungsmodellen, wie Crowd Funding und machte sich stark für neue pauschale Vergütungsmodelle im Internet für Künstler (Kulturflatrate). Eine solche Kulturflatrate, die eine pauschale Abgeltung der kopierten Daten und heruntergeladenen Werke darstellt, wird jedoch von den meisten Leistungsschutzberechtigten abgelehnt. Immerhin konnten Dückers und Spilker herausstellen, dass internationale Konzerne wie beispielsweise Google oder Facebook mit der Verbreitung urheberrechtlich geschützter Werke viel Geld verdienen, sich bislang an der Vergütung der Künstler aber nur minimal beteiligen.

Erfreuliches Resultat des Aktionstages ist, neben der großen Anzahl an teilnehmenden Künstlern wie Zuschauern, dass viele Verbände, positiv auf die Urheberrechtsdiskussion eingewirkt zu haben. Zumindest scheint die Anzahl der Befürworter des Urheberrechts in seiner jetzigen Form gegenüber dem Herbst letzten Jahres zu wachsen. Das können alle Kunstschaffenden nur begrüßen.

(Christoph Brandl)


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