Neue Vergütungsregelung: ZDF, Verband der Drehbuchautoren und Produzentenallianz einigen sich

(ver.di FilmUnion-Newsletter 09/2012) Für Drehbuchautoren gelten bei ZDF-Auftragsproduktionen ab sofort neue Vergütungsregeln, die von Vertreterinnen und Vertretern des ZDF, des Verbandes Deutscher Drehbuchautoren und der Produzentenallianz ausgehandelt wurden. Eine Neuregelung war nötig, weil die geltende Regelsammlung 2011 ausgelaufen war.
Diese Vereinbarung hatte das ZDF mit dem Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage (VDB) abgeschlossen und wurde für nicht im VDB organisierte Drehbuchautoren gleichermaßen angewendet. Das ZDF befand sich dabei unter gehörigem Druck. Einerseits musste ein neues Regelwerk her, das z.B. auch neue Verwertungsrechte mit abgelten sollte, andererseits spürte das ZDF wirtschaftlichen Druck, welcher keine großen Zugeständnisse an die Autoren zuließ. Das neugefasste Regelwerk, das ein flexibles Vergütungssystem beinhaltet, ist das Ergebnis der teils knochenhart geführten Verhandlungen. Wir untersuchen, was es taugt.

Die Verhandlungen zwischen ZDF, VDD und Produzentenallianz, an denen auch die ver.di FilmUnion informell beteiligt war, waren nötig geworden, weil Sinn und Zweck, der bis dato geltenden Regelsammlung, sich drastisch verändert hatten. Die Vereinbarung, die das ZDF kurz nach seiner Gründung mit dem VDB abgeschlossen hatte, war darauf gerichtet, gute Autoren längerfristig an den Sender zu binden. Das versuchte man z.B., indem man Autoren ein 100%iges Wiederholungshonorar bezahlte. Auch das Grundhonorar für ein Drehbuch war üppig für damalige Verhältnisse. Heute, in Zeiten der Geldknappheit, und bei gleichzeitiger Zunahme unterschiedlicher, auch digitaler Verwertungsrechte, gelten andere Anforderungen an eine neue Regelsammlung. Peter Henning, Drehbuchautor, HFF-Potsdam-Professor und Vorstandsmitglied im VDD, der bei den Verhandlungen präsent war, sagte: „Uns war wichtig, dass wir bei den Verhandlungen unsere Philosophie klar machen konnten. Wir wollten nämlich erreichen, dass wir nach den Verhandlungen wirtschaftlich besser gestellt sind, als davor. Wir wollten ein Korbmodell, eine höhere Gewinnbeteiligung, und wir wollten auf keinen Fall, dass das Wiederholungshonorar gekippt wird. Auch wollten wir, dass eine Honoraruntergrenze festgesetzt wird. Dazu war uns wichtig, dass wir mit der neuen Vereinbarung die Möglichkeit haben, in angemessener Zeit nach zu verhandeln, wenn wir das für richtig erachten. Das haben wir alles erreicht.“

Dass ein Wiederholungshonorar von 50% ausgezahlt wird, hält Henning für einen Erfolg. Denn der VDD habe durch eine Mitgliederbefragung seine Realität erforscht und dabei herausgefunden, dass immer weniger Filme wiederholt werden. Auch wegen dieses 100%igen Honorars. „Eines ist klar. Das ZDF hätte am liebsten Null-Euro-Sendeplätze. Da das nicht möglich ist, hat uns der Justiziar vom ZDF, Herr Weber, zugesichert, wenn wir hier einen Cut von 50 Prozent in Kauf nehmen, ist es gut möglich, dass die Wiederholungsfrequenz von Filmen wieder steigen wird. Und wenn zwei Filme eines Autoren zu 50 Prozent wiederholt werden, ist das immer noch besser, als wenn sie nicht wiederholt werden.“ Nach der neuen Regelung gibt es ab sofort 4 % kommerzielle Erlösbeteiligung, eine Erhöhung des Grundhonorars um 8 % wurde vereinbart, im Falle eines Buy-outs beträgt das Grundhonorar 46.000.- Euro. Gezahlt wird nach wie vor bei Drehbeginn und nicht erst bei Ausstrahlung, wie die Produzentenallianz gefordert hatte. Der Produzentenallianz waren auch die 4 % Erlösbeteiligung ein Dorn im Auge, sie hätte diese gerne bei 2,5 % gesehen. Sie ist nämlich gebunden an die Vereinbarung, da sie trilateral gilt.

Darüber hinaus wurde die Neuregelung in den bisherigen Vertragsstrukturen "den veränderten Nutzungsbedingungen in der digitalen Welt angepasst, um die Rechte des Autors angemessen zu vergüten“, hieß es beim ZDF. In sogenannten Korbmodellen können dabei ab sofort die Autorenrechte für die Nutzung in den ZDF-Programmen und -Onlineangeboten über einen bestimmten Zeitraum pauschal abgegolten werden. ZDF Intendant Thomas Bellut sagte: "Mit der Vereinbarung setzen wir ein Zeichen für angemessene Vergütungsbedingungen. Wir stehen zu einem partnerschaftlichen Umgang mit Produzenten und Autoren. Die Vereinbarung ist zukunftsweisend, da sie den neuen Realitäten im digitalen Medienzeitalter Rechnung trägt." Alexander Thies, Vorstandsvorsitzender der Produzentenallianz, fügt hinzu: "Die Produzenten begrüßen es, dass in einem für uns sehr wichtigen Marktsegment klare Verhältnisse für unsere Zusammenarbeit mit zwei unserer wichtigsten Partner in der deutschen Auftragsproduktion geschaffen werden."

Christoph Brandl


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