connexx.av Newsletter #64 vom 06. November 2012

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connexx.av Newsletter #64 vom 06. November 2012
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1) Intro
2) Tarifstreit: Kein Ergebnis bei der Bavaria-Gruppe
3) Tarifeinigung: 4,4 Prozent mehr Geld bei Media Broadcast
4) Werksstudenten statt Minijobber: Offener Kanal Berlin
5) Umfrage: Gute Arbeit in der Veranstaltungstechnik
6) Verleihung: Der ver.di-Fernsehpreis
7) Anerkennung: Der Betriebsraetepreis
8) Verhinderung: Mobbing von Betriebsraeten
9) Verteilung: Medienmacht in Deutschland
10) In Kraft: Gesetz zur Foerderung der Mediation
11) Abgelehnt: Klage gegen PC-Rundfunkgebuehr
12) Partei ergreifen? - Der 26. Journalistentag
13) Zum Schluss: Der Klimaluegendetektor
14) connexx.av auf Facebook
15) Newsletter abbestellen
16) Impressum

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1) Intro
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Heute schauen alle auf die Vereinigten Staaten von Amerika und auf den Ausgang der Praesidentschaftswahlen. Alle? Nein, nicht alle - denn wir blicken auf die deutsche Medienbranche und haben erneut einige kleinere und groessere Nachrichten fuer Sie zusammengestellt. Danach koennen wir uns wieder den nordamerikanischen Bildern und der Frage zuwenden: wird "Sandy" Wahlkampfhelferin sein wie damals die Elbeflut fuer Schroeder?

Wir wuenschen viel Spass beim Lesen.
Das connexx.av Team

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2) Tarifstreit: Kein Ergebnis bei der Bavaria-Gruppe
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Nachdem im Juli das endgueltige Aus fuer den Flaechentarifvertrag in Filmtechnischen Betrieben feststand, bereiteten sich die Beschaeftigten der Bavaria-Betriebe, des Studio Babelsberg oder der CinePostproduction-Betriebe gemeinsam mit ver.di auf Haustarifverhandlungen vor. Den Auftakt machten die Bavaria-Studios im Oktober, deren erste Verhandlungsrunde auch gleich die letzte war. Neueinstellungen sollten kuenftig weniger Urlaub, laengere Arbeitszeiten, nicht bezahlte Ueberstunden, niedrigere Eingruppierung und Einstiegsgehaelter, niedrigere Zuschlaege und deutlich eingeschraenkte Ansprueche auf Freistellungen bekommen - an eine Gehaltserhoehung fuer alle anderen sei sowieso nicht zu denken.
Damit war eine Einigung vom Tisch. Ein aehnliches Bild ergab sich bei den Gespraechen mit den uebrigen Bavaria-Firmen: Bavaria Film und Bavaria Production Services (BPS) wollen Tariferhoehungen nur vereinbaren, wenn fuer Neueingestellte drastisch schlechtere Tarifbedingungen gelten. Nun bleiben den Beschaeftigten nur die uebrigen gewerkschaftlichen Mittel zur Untermauerung ihrer Tarifforderungen und zur Ueberzeugung der jeweiligen Geschaeftsfuehrungen.

http://www.connexx-av.de/meldung_volltext.php?id=5087db78465ed&akt=avproduktion

http://www.connexx-av.de/meldung_volltext.php?id=508a933124af7&akt=avproduktion

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3) Tarifeinigung: 4,4 Prozent mehr Geld bei Media Broadcast
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Der bundesweite TV- und Rundfunkdienstleister Media Broadcast gewaehrt seinen fast 1.000 Beschaeftigten im kommenden Jahr bis zu 4,4 Prozent mehr Gehalt. Daneben vereinbarten ver.di und der Arbeitgeber einen Tarifvertrag zur Altersteilzeit. Die Media Broadcast stellt Sender-, Leitungs- und Satellitennetzwerke zur Verfuegung und ist daher technischer Dienstleister fuer die Rundfunk- und Medienbranche.
http://www.verdi.de/themen/nachrichten/++co++fc620436-0898-11e2-66ae-0019b9e321cb

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4) Werksstudenten statt Minijobber: Offener Kanal Berlin
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Der Radio- und Fernsehsender "Alex" ging 2009 aus dem Offenen Kanal Berlin hervor. Als Buergersender wird er von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) getragen und aus Rundfunkgebuehren finanziert. Die Grundidee und politischer Auftrag ist weiterhin, die Medienkompetenz der Gesellschaft im Umgang mit dem Rundfunk zu staerken. Dazu gehoert die passive Teilhabe an regionalen Ereignissen ebenso wie die praktische Vermittlung von Radio-, Fernseh- und Internetkompetenz. Fuer die Berichterstattung sowie umfangreiche Aus- und Fortbildung von verschiedenen Interessengruppen beschaeftigte "Alex" bisher eine qualifizierte Stammbelegschaft, die nun aber konsequent durch Werksstudierende ersetzt wird. Offiziell mache "ein neues System" den Einsatz bisheriger Mitarbeiter_innen ueberfluessig, aber dahinter steht auch das Bemuehen der Beschaeftigten um bessere Arbeitsvertraege.
Seit 2009 versuchten sie, ihre pauschalen 400,- Euro Vertraege den wirklichen Arbeitsverhaeltnissen anzupassen und ein Gehalt zu erreichen, von dem sie haetten leben koennen. Hingehalten von der Geschaeftsfuehrung und der MABB wandten sie sich an ver.di und forderten Anfang 2012 die MABB zu Tarifverhandlungen fuer die geringfuegig Beschaeftigen Kameraleute, Bildregisseure, Tontechniker auf. Aber die Verhandlungsbereitschaft reichte nicht einmal bis zur Terminfindung, die MABB huellte sich in Schweigen, waehrend innerhalb von "Alex" die als Tageloehner Beschaeftigten durch angelernte Werksstudenten ersetzt wurden. Eine interessante Geschaeftspraxis fuer eine Medienanstalt.
http://www.connexx-av.de/meldung_volltext.php?id=508a8f0f41070&akt=privaterrundfunk

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5) Umfrage: Gute Arbeit in der Veranstaltungstechnik
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Wenn andere auf Konzerten oder Events feiern, hat die Crew der Veranstaltungstechniker_innen meist eine lange Aufbauschicht hinter sich. Anschliessend halten sie hinter der Buehne bei Ton, Licht und Video die Show am Laufen und kuemmern sich gleichzeitig um die Akquise des naechsten Jobs. Viele arbeiten als Freie oder auf Minijobbasis. connexx.av wurde von einzelnen Veranstaltungstechnikern wegen der Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen angesprochen und moechte nun erfahren, ob es noch anderen so geht. Die kurze Umfrage zu Einkommen, Arbeitszeiten und sozialer Absicherung soll die Basis fuer Verbesserungsmoeglichkeiten schaffen. Denn um gemeinsam Handeln zu koennen, muss connexx.av wissen, wo welche Verbesserungen gewuenscht werden. Also bitte mitmachen, beteiligt euch an der Umfrage und leitet sie an moeglichst viele Kolleginnen und Kollegen weiter. Die Angaben bleiben natuerlich anonym.

http://www.connexx-av.de/meldung_volltext.php?id=507d6545388fc&akt=avproduktion

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6) Verleihung: Der ver.di-Fernsehpreis
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Der diesjaehrige ver.di-Fernsehpreis ging an Burhan Qurbani fuer sein Drehbuch zum Fernsehspiel "Shahada". Max Zeitler und Boris Dennulat erhielten den Regiepreis fuer das Fernsehspiel "Wer rettet Dina Foxx?". Praemiert wurden zwei Fernsehspiele, die nach Auffassung der Jury "unter Wahrung kuenstlerischer Gesichtspunkte zeit- und gesellschaftspolitische Themen behandeln, die geeignet sind, die politische Bildung zu vertiefen". Der ver.di-Fernsehpreis fuer die Sparten Drehbuch und Regie ist jeweils mit 7.500 Euro dotiert. Beide Filme wurden im ZDF ausgestrahlt.

http://www.verdi.de/themen/nachrichten/++co++f4113d9c-096a-11e2-66e8-0019b9e321cb

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7) Anerkennung: der Betriebsraetepreis
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Mit der Verleihung des Deutschen Betriebsraetepreises wurde zum vierten Mal die herausragende Arbeit von Betriebsraeten gewuerdigt. Der Hauptpreis in Gold ging an den Betriebsrat der Vorwerk & Co. KG, Wuppertal, der sich in besonderem Masse fuer die Rechte der Beschaeftigten eingesetzt hat. Der Betriebsraetepreis anerkennt die haeufig schwierige Arbeit der Mitbestimmungsgremien, die sich gegen Leiharbeit, prekaere Beschaeftigung und Widerstaende der Arbeitgeber durchsetzen muessen und gleichzeitig zukunftsfaehig mitgestalten wollen.


http://www.verdi.de/themen/nachrichten/++co++e12cff84-1f38-11e2-97ff-52540059119e

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8) Verhinderung: Mobbing von Betriebsraeten
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Bespitzelung, Verdachtskuendigung, Verleumdung, Ignoranz, Bedrohung - die Ver- oder Behinderung von betriebsraetlicher Taetigkeit durch Arbeitgeber ist kein nordamerikanisches Phaenomen mehr. Die Website work-watch.de dokumentiert die deutschen Vorfaelle, in denen engagierte Beschaeftigte oder Betriebsraete von Arbeitgebern und Chefs gemobbt werden. Denn dieses Vorgehen mit zum Teil sehr fragwuerdigen Methoden haeuft sich, es werden spezialisierte Firmen eingeschaltet und nicht selten wissen sich die Betroffenen kaum zu wehren. Die Website, die durch Anwaelte und Beschaeftigte ehrenamtlich getragen und organisiert wird, will Anlaufstelle fuer all diejenigen sein, die innerhalb eines solchen Konflikts stehen. Darueber hinaus ist sie die Plattform zur Information und Veroeffentlichung ueber solche Vorgehensweisen, sie gibt Tipps zur Rechtslage und Moeglichkeiten der Gegenwehr. Work watch, zu deutsch "Brennpunkt Betrieb" ist ein Projekt von Arbeit und Leben NRW und der Guenter Wallraff Stiftung.
http://www.work-watch.de/

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9) Verteilung: Medienmacht in Deutschland
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Die Bayerische Landeszentrale fuer neue Medien (BLM) hat einen Monitor entwickelt, der regelmaessig ueber die Verteilung der Medienmacht in Deutschland berichten soll. Er basiert auf den Reichweitenstudien sowie einer Studie zum Meinungsbildungsgewicht. Demnach wird das Meinungsbild in Deutschland von fuenf Medienkonzernen, auf die rund zwei Drittel der Anteile im Meinungsmarkt entfallen, gepraegt. Die ARD haelt mit 22,2 Prozent den groessten Anteil, Bertelsmann hat 14,2 Prozent, ProSiebenSat.1 8,9 Prozent, der Axel Springer Verlag 8,4 Prozent und das ZDF 7,5 Prozent. Auf zehn weitere Medienunternehmen, die jeweils mindestens einen Anteil von 1 Prozent haben, entfaellt ein Marktanteil von zusammen 17 Prozent.
Das Ergebnis ist nun wenig ueberraschend - dafuer aber genau und aktuell. Der Monitor soll der Gesellschaft Transparenz ueber das Meinungsbildungsgewicht geben, wobei auf Anhieb offensichtlich ist, dass reine Zahlen nur einen Teil der Wirklichkeit wiedergeben: die oeffentlich-rechtlichen Sender mit ihrer pluralen Entscheidungsstruktur sowie politisch sehr unterschiedlicher Senderpolitik koennen hinsichtlich einer Meinungskonzentration nur bedingt mit einem kapitalistisch organisierten Grossbetrieb wie Bertelsmann verglichen werden. Dennoch: fuer eine Uebersicht ueber die deutsche Medienvielfalt nicht schlecht.
https://www.blm.de/de/pub/radio___tv/forschung/medienvielfaltsmonitor.cfm

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10) In Kraft: Gesetz zur Foerderung der Mediation
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Es klingt wie eine gute Idee: wenn zwei sich streiten, schlichtet ein Dritter. Bisher besorgt dies ein Richter, indem er bei einem Konflikt Recht spricht. Aber im Zuge der notorischen Ueberlastung der Gerichte soll nun die Mediation eine gaengige Praxis zwischen Konfliktparteien werden. Die Europaeische Union forderte bereits seit 2008 von der Bundesregierung die gesetzlich abgesicherte Moeglichkeit aussergerichtlicher Streitbeilegung. Das neue Gesetz regelt die Verschwiegenheitspflicht der Mediatoren, deren Neutralitaet, Aus- und Fortbildung, Ablauf des Verfahrens und Vollstreckbarkeit. Es erhaelt Gueltigkeit auch im Bereich des Arbeits- und Sozialrechts.
Zweifellos kann Mediation in vielen Faellen eine sinnvolle Methode zur Konfliktloesung sein - aber nicht immer und in jeder Hinsicht ist schlichten besser als richten. Denn nur mit richterlichen Spruechen, die sich an geltenden Gesetzen orientieren, werden verlaessliche Rahmenbedingungen gesetzt, innerhalb derer sich die Gesellschaft bewegen kann. Wenn eine Streitkultur auf generelle Kompromissfindung hinauslaeuft, entfallen eindeutige und klare Verhaltensregeln fuer jeden Einzelnen. Ob eine Abmahnung noch rechtens ist oder nicht, wuerde dann einzig und allein durch das individuelle Ergebnis der Mediation entschieden. Kuenftig sollte daher gut darueber nachzudenken sein, ob und wann bei einem Streitfall eine Mediation wirklich sinnvoll ist.
http://www.bundesgerichtshof.de/DE/Bibliothek/GesMat/WP17/M/Mediationsgesetz.html

http://gesetzgebung.beck.de/news/mediationsgesetz

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11) Abgelehnt: Klage gegen PC-Rundfunkgebuehr
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Das Bundesverfassungsgericht hat eine Verfassungsbeschwerde gegen die Rundfunkgebuehrenpflicht fuer internetfaehige PCs nicht zur Entscheidung angenommen. Zur Begruendung fuehrte das Gericht aus, dass die Gebuehrenpflicht fuer internetfaehige PCs nicht unverhaeltnismaessig sei und daher rechtmaessig. Damit folgt dieser Beschluss dem Ziel des Gesetzgebers, die Finanzierung des oeffentlich-rechtlichen Rundfunks zu modernisieren und wird sich wahrscheinlich auch auf die noch offene Klage vor dem bayerischen Verfassungsgerichtshof gegen den neuen Rundfunkbeitrag auswirken.
http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg12-070.html

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12) Partei ergreifen? - Der 26. Journalistentag
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"Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache." Das Zitat des Tagesthemen-Moderators Hanns Joachim Friedrichs praegt die Arbeit vieler Journalistinnen und Journalisten. Sie wollen neutral bleiben, objektiv berichten und die Leserschaft ihre eigenen Schluesse ziehen lassen. Auf dem 26. Journalistentag soll diese Herangehensweise hinterfragt und zur Diskussion gestellt werden. Am 24 November 2012 in Berlin, ver.di-Bundesverwaltung, Paula-Thiede-Ufer, von 10 - 17 Uhr.
http://dju.verdi.de/journalistentag-2012

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13) Zum Schluss: Der Klimaluegendetektor
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Vor kurzem warb der Energielobbyverband mit grossen Plakaten fuer die super-gruene Stromalternative Kernkraft. Welche Kraefte hinter einer solchen Aktion stehen, recherchiert eine Handvoll Journalisten und stellt diese online. Damit ist die Website klima-luegendetektor.de geboren, die ueber verlogene Klimaargumente, nachplappernde Politiker und gutglaeubige Konsumenten aufklaert. Die Halbwahrheiten der Schoen- (oder Gruen-)faerber in Werbung, Presseerklaerungen und sonstigen Verlautbarungen werden auf ihren faktischen Wahrheitsgehalt ueberprueft und die Ergebnisse veroeffentlicht. Diese Arbeit hat nun auch die Otto-Brenner-Stiftung anerkannt und mit einem Preis ausgezeichnet, weil die Autoren nach Auffassung der Jury "ebenso fachkundig wie zuverlaessig Fakten und Aufklaerung gegen Irrefuehrung und Propaganda" setzen. Schnell und auch unterhaltsam werden alle, die Bescheid wissen wollen, hier auf den aktuellen Stand gebracht.
http://www.klima-luegendetektor.de/
http://www.otto-brenner-preis.de/presse/presseinformationen-otto-brenner-preis-2012.html

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14) connexx.av auf Facebook
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http://www.facebook.com/connexx.av

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15) Newsletter abbestellen
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16) Impressum
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Dieser Newsletter wird von Wille Bartz fuer connexx.av, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fuer die Vertretung der Medienschaffenden im Rundfunk, Film, AV-Produktion und in den Neuen Medien, in unregelmaessigen Abstaenden herausgegeben.
Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreichen Sie uns unter:
connexx.av, c/o ver.di
zu Hd. Wille Bartz
Goseriede 10-12 in 30159 Hannover
Tel: 0511/12400-602 und Fax: 0511/12400-604
E-Mail wille.bartz@connexx-av.de
Internet http://www.connexx-av.de
Redaktion dieses Newsletters:
Kathlen Eggerling und die Internetredaktion connexx.av

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