Film & Fernsehen

Insolvent – und doch wieder beim Film

(BFV-Newsletter 10/2011) Das Szenario ist so alt wie ungerecht: Eine Produktionsfirma geht in die Insolvenz, da die Gesellschafter der GmbH nicht persönlich haften, können sie so ein paar Wochen später - manchmal sogar unter dem gleichen Firmennamen - wieder Filme produzieren, als ob nie etwas gewesen wäre.
Oft sind es die freiberuflichen Filmschaffenden, die in solchen Szenarien den Schaden davontragen, bleiben sie doch regelmäßig auf ihren Honorarforderungen an die insolvente GmbH sitzen. Denn im Ranking der Schuldner stehen die Filmschaffenden oft auf den hinteren Rängen und werden daher äußerst selten aus der Insolvenzmasse entlohnt.
Eine Firma, deren Insolvenz hohe Wellen geschlagen hat, ist die Egoli Tossell Film AG aus Berlin. Deren Zahlungsunfähigkeit kam nämlich unerwartet und nur zwei Wochen nachdem Hellen Mirren und Christopher Plummer jeweils eine Golden Globe-Nominierung für die Egoli Tossell-Produktion Ein Russischer Sommer erhalten hatten. In der August-Ausgabe von black box, dem filmpolitischen Informationsdienst, der von Ellen Wietstock herausgegeben wird, gaben die GF von Egoli Tossell, Jens Meurer und Judith Tossell, lang und ehrlich Auskunft über ihre Insolvenz und die Gründe, die dazu führten: die Wirtschaftskrise, ein abgesprungener Investor, nicht zustande gekommen Finanzierungspläne, solche Sachen eben. Anonymen Lesern von black box, die aus Hamburg, Köln und Berlin stammen, missfiel ganz offensichtlich der Tenor dieses Interviews. In ihrer aktuellen Ausgabe ist aus einem Brief der anonymen Schreiber zitiert. Sie empören sich darüber, „dass black box beiden Produzenten ein Forum bietet, in dem sie ihr Vorgehen als Unfall und Pech darstellen können.“ Wer das Herstellen von Filmen nicht beherrsche und von Leidenschaft und Vertrauen rede und nun die neue Chance für tolle Filme dort (black box, der Verf.) beschreiben dürfe und gleichzeitig die Gagen für die Filmteams ganz oder teilweise schuldig bliebe, dürfe sich nicht über eine öffentliche Publikation reinwaschen, so die Verfasser des anonymen Briefes.
Man kann nur hoffen, dass Egoli Tossel sich an der Ehre gepackt fühlt und die ausstehenden Rechnungen bezahlen wird - jetzt, wo es der Firma offensichtlich wieder besser geht.


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