RundfunkFilm & Fernsehen

Studio Hamburg – connexx.av informiert Behörde zur Kontrolle beim Tatort

(Hamburg, 25. November 2009) Am 25.11.2009 staunten die Verantwortlichen der Tatortproduktion „Seitenwechsel“ nicht schlecht. Pünktlich zu Drehbeginn um 11.00 Uhr standen zwei Mitarbeiter des Amtes für Arbeitsschutz am Set in der City Nord. Mehrere Filmschaffende hatten aufgrund längerer Arbeitszeiten in den zurückliegenden 16 Drehtagen den BundesFilmVerband in ver.di BFV und connexx.av informiert, die ihrerseits sofort die Arbeitsschutzbehörde informierten. An mindestens sechs der schon geleisteten 16 Drehtage gab es massive Arbeitszeitüberschreitungen von 14 bis 16 Stunden und für den 25.11. war am Vortag ebenfalls wieder ein „langer Dreh“ angekündigt.

Klar, zwei Motive an einem Tag, wenn eines davon schon 8 Stunden in Anspruch nehmen sollte, da kann man sich ausrechnen, dass es verdammt lang wird. Um so überraschter waren alle, dass der Dreh dann tatsächlich gegen 22.30 Uhr beendet war; vor allem der Caterer. Der hatte sich schon auf eine Mahlzeit gegen 2.00 Uhr nachts eingestellt. Stattdessen gab es vorher schon Pizza. Womit wohl keiner der Verantwortlichen gerechnet hatte, kamen die zwei Kollegen vom Amt für Arbeitsschutz um 22.00 nämlich noch mal wieder, um zu kontrollieren, ob tatsächlich nicht zu lange gearbeitet wird. Sie beließen es bei einer mündlichen Verwarnung. „Die Zusammenarbeit mit der Arbeitsschutzbehörde funktioniert sehr gut, so dass wir alle Filmschaffenden nur ermutigen können, sämtliche Verstöße zur Arbeitszeit umgehend bei uns zu melden, damit wir das sofort weiterleiten können. Denn die Erfahrung zeigt: es geht auch anders, ohne zu lange Arbeitstage“, kommentiert der Vorstand des BFV die Aktion.

Wichtig war, dass es nun auch mal Studio Hamburg selbst erwischt hat, wo doch immer so gerne von Seiten der Verantwortlichen behauptet wird, es gäbe keine Probleme mit der Arbeitszeit bei der NDR-Tochter. Die gibt es scheinbar massiv: Auf der letzten Betriebsversammlung haben dazu die Betriebsräte von Studio Hamburg und Studio Berlin Adlershof deutliche Kritik an der Geschäftsführung geübt, dieses Thema ernsthafter zu behandeln. Denn die gesundheitliche Belastung ist enorm, wissen die Betriebsräte; dies wurde auch die im Sommer durchgeführte Befragung der Gewerkschaft bestätigt. Die Ernsthaftigkeit, dieses Thema zu behandeln, beschränkt sich allerdings bislang darauf, dass man in einem informellen Tarifgespräch vielmehr deutlich gemacht hat, auf Arbeitszeiterfassung gänzlich zu verzichten. Dies sei einfach zu kompliziert und aufwendig. „Wir sehen unsere Tarifforderung im jetzigen Abschluss für die Film- und Fernsehschaffenden FFS bestätigt, dass es notwendig ist, Arbeitszeiten zu erfassen und den Filmschaffenden auf Wunsch sogar auszuhändigen, weil es freiwillig scheinbar nicht geht“, konstatiert der Vorstand des BFV.

Auch bei den Festangestellten wird Studio Hamburg die Arbeitszeiterfassung so schnell nicht abschaffen können, denn für die hat die Geschäftsführung gerade Kurzarbeit beantragt.

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