Film & Fernsehen

Kein Geld für Film-Archive

(29. Juli 2009) 400 Mio. Euro sollen im Rahmen des Kulturinvestitionsprogramms für den Erhalt des kulturellen Erbes in den kommenden Jahren ausgegeben werden. Berücksichtigt wird jedoch nur, was in Stein verbaut wurde. Für den großen Schatz der Filmarchive ist dort kein Cent eingeplant und im Etat von Kulturstaatsminister Bernd Neumann für 2010 ist für den Erhalt der Filme ebenso kein Zuwachs vorgesehen. Er folgt damit einem Beschluss des Kulturausschusses des Bundestags, dass die Pflege des deutschen Filmerbes kostenneutral erfolgen soll.
Erwartungsgemäß hatte der Bundestag im November 2008 einen Antrag der Linken abgelehnt, in den kommenden fünf Jahren 90 Mio. Euro für die Arbeit der Film-Archive bereitzustellen, die sich Bundeshaushalt und Branche hätten teilen sollen. Die Kostenneutralität bedeutet jedoch nicht mehr und nicht weniger als die Quadratur des Kreises. Mehrere 100 Millionen sind heute schon notwendig, um die Bestände zu erhalten und die aktuelle Produktion zu sichern.

Das hatten die Experten des Kinemathekverbundes den Abgeordneten schon im Sommer 2008 klar gemacht. Der Etat des Bundesfilmarchivs ist zum Beispiel so knapp bemessen, dass Dokumentarfilme nur erhalten werden können, wenn Guido Knopp & Co. Fleißig Ausschnitte für ihre Dokumentationen anfordern.
Die Finanzierbarkeit der Rettung des filmischen Erbes verhinderte auch die für das 1. Halbjahr in Aussicht gestellte Verabschiedung eines Archivgesetzes. In der letzten Sitzung des Kulturausschusses des Bundestages Anfang Juli waren die Archive nochmals Thema. Er berichtete von einer Umfrage seines Hauses aus dem Mai diesen Jahres – Ländern, Bund und Branche wollen das Filmerbe bewahren, aber bezahlen will keiner.

Daher geht Neumann jetzt kleine Schritte. Zunächst einmal soll über die Pflicht, alle produzierten Filme registrieren zu lassen, eine Übersicht über die Zahl der produzierten Filme erreicht werden. Das kostet wahrscheinlich alleine 300.000 Euro.
Wie teuer es wirklich wird, weiß keiner, denn insbesondere bei den Kurzfilmen beruhen die Produktionszahlen bisher nur auf Schätzungen. Erst wenn nach der Registrierung fest steht, wie viel in Deutschland eigentlich produziert wird, kann auch eingeschätzt werden, wie viel eine Pflichtarchivierung der gesamten Produktion kostet.

Denn nur für die von Bund und Ländern geförderten Filme müssen seit 2004 entweder im Bundesarchiv oder Regionalarchiven Pflichtkopien hinterlegt werden. Allen anderen Filmemachern und Produzenten steht es frei, ihre Werke im Bundesarchiv kostenlos lagern zu lassen. Für sie soll das Ziehen der Archivkopie künftig analog der sonstigen Förderung unterstützt werden. Die Kosten dafür werden zwischen 3.5 bis 6,8 Mio. Euro im Jahr geschätzt. Dieses Geld will Neumann wohl bereitstellen.

Völlig offen ist die Finanzierung des Erhalts des vorhandenen Bestands. Darunter auch Filme, mit denen Deutschland im kommenden Jahr glänzen will. Die Rekonstruktion von Fritz Langs „Metropolis“ wird nicht ganz zufällig im Februar 2010 fertig, zwei Monate später soll die Neufassung seiner „Nibelungen“ Premiere feiern. Im Glanz der Festreden wird dann wohl untergehen, dass die Europäische Richtlinie zum Schutz audiovisuellen Archivguts, die im Moment ratifiziert wird, lediglich ein Lippenbekenntnis ist.


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