Film & Fernsehen

Favorit „John Rabe“ triumphiert beim Deutschen Filmpreis

Mit der Goldenen Lola als Bester Film sowie drei Statuetten für Ulrich Tukur, Tu Ju Hua und Lisy Christl wurde das Epos „John Rabe“ seiner Favoritenrolle bei der Verleihung der Deutschen Filmpreis am 24. April in Berlin gerecht. „Die Auszeichnung ist wichtig für den Film, der leider am ersten Wochenende gestartet ist, als die Deutschen wegen der ersten Sonnenstrahlen nicht ins Kino gegangen sind. Wer ihn gesehen hat, ist aber begeistert. Und leider sind wir auch – wie ich es auch bei Costa Gavras „Amen“ vor zehn Jahren erlebt habe – von Leuten zerrupft worden, deren Koordinatensystem durch die Ambivalenz der Geschichte durcheinander geraten ist. Geschichte ist aber ein zerklüftetes, schwieriges Feld, bei dem man nicht alles über einen Kamm scheren darf,“ freute sich Tukur über die Ehrung als Hauptdarsteller.
Die Preise für „John Rabe“ blieben in überschaubaren Rahmen – ganz im Gegensatz zum Preisregen, der seit der Übernahme der Abstimmungen durch die Filmakademie stets einen Film getroffen hat. Über drei Lolas – Bronze für den Film, Ursula Werner und Regisseur Andreas Dresen – freute sich das „Wolke 9“-Team. „Die Auszeichnung ist ein schöner Abschluss für einen besonderen Film, der mit viel Risiko und Understatement gemacht worden ist und bei dem nicht abzusehen war, welche Durchschlagskraft er entwickeln könnte. Nach drei Nominierungen und besonders nach der Enttäuschung mit `Sommer vorm Balkon´ fürchtete ich, es ist wie verhext und ich könnte wieder leer ausgehen, gestand der Potsdamer Regisseur, der auch mitfühlende Worte für Bernd Eichinger fand, dessen „Baader Meinhof Komplex“ leer ausging. Der hielt sich mit dem Beifall für die Konkurrenz leider sichtbar zurück.
An die Constantin gingen zwei Lolas – Silber für den Film und für Niki Reiser – für „Im Winter ein Jahr“. Zweimal wurden auch „Chico“ (Özgür Yildirim, Sebastian Thümler) und „Nordwand“ (Christian Bischoff, Tschangis Chahrokh, Heinz Ebner, Guido Zettier sowie Kolja Brandt) geehrt. Eine Lola ging an Niko von Glagow für den Dokumentarfilm „Nobody is perfect“. Er mahnte die Fabrikantenfamilie, die Millionen mit Contergan gemacht hat, einen Teil des Geldes an die Opfer der schädlichen Schlaftablette weiterzureichen.
„Was am Ende zählt“ wurde als bester Kinder- und Jugendfilm ausgezeichnet, Sophie Rois und Andreas Schmidt als Nebendarsteller in „Der Architekt“ und „Fleisch ist nicht mein Gemüse“. Und natürlich war es ein wundervoller, bewegender Moment, als Michael „Bully“ Herbig zu Beginn der Gala den Ehrenpreis an Vicco von Bülow überreichte.
Der große Entertainer weilte noch lange auf dem großen Familienfest der deutschen Filmbranche, bei der in diesem Jahr Kartöffelsüppchen und Currywurst statt Lachs und Kaviar den Magen füllen sollten. Bei der Filmakademie richten sich die Blicke schon ins kommende Jahr. Weitere Feinjustierungen bei der Auswahl der Filme sind angedacht, wobei insbesondere an den Austausch der verschiedenen Jurys nach der dem 1. Wahldurchgang gedacht ist.


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