Film & Fernsehen

Kommunale Kinos fordern finanzielle Sicherheit

(26. Mai 2009) Das Kommunale Kino dürfe nicht ständig von Einsparungen bedroht sein und müsse im Kanon der Kulturförderung denselben Stellenwert wie Bibliotheken, Theater und andere Institutionen bekommen – das ist eine der zentralen Forderungen des Bundeskongresses der Kommunalen Kinos an Städte und Länder. Die Häuser seien oft die ersten, die betroffen sind, wenn gespart werden müsse – im vergangenen Jahr schloss das Kino in Lübeck, aktuell bedroht ist das "Latücht“ in Neubrandenburg. Kürzungen gab es in Erfurt und anderen Städten, das renommierte Kommunale Kino in Bremen muss sich neu profilieren, um die Zuschüsse nicht zu verlieren.

Dem ständigen Hinterfragen ihres Platzes im kommunalen Kulturangebot und des Programmangebots wollen sich die Macher nicht verschließen. Ihr jahrelanges Motto, "Andere Filme anders zeigen“, reiche nicht mehr aus. Kuratorische Arbeit bei der Gestaltung von Reihen, auch Events seien notwenig, um das Publikum zu binden, auch wenn der Zuschauer sich dann selektiv seine Favoriten im Gesamtangebot suche. Um Reihen zu kuratieren, Begleitmaterial zu erstellen oder spielbare Titel überhaupt ausfindig zu machen, sollen künftig Synergien stärker genutzt werden. So warben die Kommunalen Kinos aus Neubrandenburg und Nürnberg für ihr gemeinsam editiertes Programm "Deutsch-deutsche Filmwelten“, das 42 Titel aus beiden deutschen Staaten enthält.

An die Gestaltung des Spielplanes wollen die Kinomacher selbstbewusst rangehen und nicht zur Resterampe der Verleiher werden, die ansonsten keinen Platz für ihre Titel finden würden. Gefragt sei, sich die Perlen aus dem Gesamtangebot zu suchen.

Neben aktuellen Premieren haben alle Kinos den Anspruch, Kino für die Jüngsten anzubieten und Filmgeschichte auf die Leinwand zu bringen. Ein gezieltes Angebot und das Setzen von Schwerpunkten sei dabei mehr als ständiges Schaffen von neuen Reizen. Bei der Programmierung von historischen Filmen wurde neben den hohen Lizenzkosten der ausufernde Arbeitsaufwand bei der Programmierung beklagt. Mühsam müsse geklärt werden, wo und ob überhaupt noch Kopien von Klassikern vorhanden sind. Oft mit ernüchterndem Resultat. Von "My fair Lady“ gibt es momentan in Deutschland keine spielbare Kopie.

Die Kinemathek in Berlin versprach Abhilfe – noch in diesem Jahr soll es ein Teilverzeichnis der spielbaren Titel und der vorhandenen Kopien geben. Dann könnten auch Kinder wieder viele Filmklassiker auf der Leinwand sehen. Programme für die Jüngsten sind für Kommunale Kinos eine Selbstverständlichkeit. Dieser Teil ihres Engagements werde leider allzu oft ausgerechnet von der "Vision Kino“ konterkariert, an deren Arbeit von vielen Teilnehmern heftige Kritik geübt wurde. "Vision Kino“ setze auf Masse statt auf Qualität, die Filmauswahl sei oft fraglich, es fehlten Vor- und Nachbereitungsangebote. Denn die Lehrer können dies – auch auf Grund ihrer fehlenden Ausbildung in Medienpädagogik - meist nicht fachgerecht leisten.

Vor allem habe die "Vision Kino“ beim Aufbau ihres Veranstalter-Netzes oft nicht auf vorhandene Strukturen und Initiativen in Kommunen und Ländern gesetzt, sondern neue aufgebaut. Auf örtliche Besonderheiten sei zudem bei der Terminierung der "Schulkinowochen“ oftmals nur unzureichend Rücksicht genommen worden.

Insgesamt habe das Bundesangebot dazu geführt, dass manch Stadtvater und Land sich hinter das Angebot zurückziehe und weitere Projekte vor Ort keine Chance auf notwendige Zuschüsse haben. Insbesondere für die Arbeit mit Kindern müsse die Filmvermittlung vor Ort jedoch ausgebaut werden, waren sich alle einig. Ein Weg ist natürlich die Lehrerbildung – die Uni Bremen ist jedoch eine der wenigen Ausnahmen, wo Film für Kunstlehrer zu den Pflichtfächern zählt. An der Universität Wien läuft dazu ein Projekt, das Module für Lehrer entwickelt, mit dem sie in kleinen Gruppen Film passiv und aktiv vermittelt. Andererseits – das Filmmuseum Berlin hat gerade mal eine halbe Stelle für eine Museumspädagogin und die gezielte Arbeit mit Kindern. Um Abhilfe zu schaffen, sollten Instrumente der Arbeitsmarktpolitik genutzt werden, da in der Krise nicht nur in Gebäude und Autos investiert werden dürfe, sondern vor allem in das einzige Potential, das Deutschland weiter einen Spitzenplatz sichern könne: Die Kreativität der jungen Generation.

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