Rundfunk

n-tv schließt den Standort Berlin. 180 Arbeitsplätze in Gefahr

Berlin (18.3.2004) - Wie n-tv heute bekannt gab, wird im Zuge der Modernisierung des Senders die Produktion im Herbst 2004 nach Köln verlegt und der bisherige Standort aufgegeben. "ver.di und die Beschäftigten bei n-tv sind stocksauer darüber, dass trotz Verzichtsangeboten im tariflichen Bereich die Senderverlegung erfolgt", meint Dietrich Peters, Mediensekretär von ver.di-Berlin. "Die Beschäftigten waren einverstanden, gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft einen eigenen Sanierungsbeitrag der tariflichen Leistungen zu erbringen". Der seit Frühjahr 2003 amtierende Geschäftsführer Johannes Züll agierte bis heute sporadisch mit täglich neuen Botschaften von Einsparungen bei Programmvolumen, Entlassung, Kürzung im Bereich der Aktualität und Produktion.

Nachdem die Idee des Umzugs nach Köln Anfang des Jahres bereits durch die Presse geisterte, ist jetzt die Entscheidung endgültig gefallen: der n-tv Standort Berlin wird aufgelöst. Die Verlagerung erfolgt teilweise nach Köln und in das RTL Hauptstadtstudio. "Medienpolitisch ist das ein Skandal", sagt Dietrich Peters, "ein bisher relativ unabhängiger Nachrichtensender wird zum verlängerten Arm von RTL. Das wäre die Gelegenheit für die Berliner Politik, mal über die unterschiedliche Wirtschaftsförderung der Länder zu reden." ver.di hat zur Sicherung des Standortes Berlin auch mehrfach den Kontakt zur Berliner Landespolitik gesucht. Bedauerlicherweise gab es keine greifbaren Ergebnisse.

Ins Abseits gestellt werden jetzt die 180 Beschäftigten. Züll verkündet zwar großspurig, dass 'die Veränderungen sozialverträglich' gestaltet werden sollen ? die Erfahrung sind leider andere und entsprechen eher dem bereits häufiger beobachteten Verhandlungsgebaren in Bertelsmann-Unternehmen: "es gibt Vorgaben statt Vorschläge. Die Interessen der Mitarbeiter stehen dabei selten im Vordergrund. In der Verhandlung wurden die Gewerkschaftsvorschläge zunächst immer abgelehnt", sagt Katja Karger von connexx.av, dem Projekt von ver.di für die Vertretung von Medienschaffenden.


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