Film & Fernsehen

Neue Zeitrechnung für Film- und Fernsehproduktion - Ohne Tarif hat der Drehtag nur noch 8 Stunden!

Diese Botschaft überbrachte der FilmUnionDay vom 15.2.2005 am folgenden Tag dem Bundeskanzler und dem Verwaltungsrat der Filmförderanstalt des Bundes (FFA). Die Gewerkschaft fordert mehr soziale Verantwortung von Produzenten gegenüber den Filmschaffenden durch tariflich abgesicherte Arbeits- und Leistungsbedingungen.
Auf dem 1. FilmUnionDay am 15.2.2005 anlässlich der 55. Berlinale formuliert ver.di-Vize Frank Werneke eine klare Botschaft an Produzenten und Studiobetreiber: "Die Menschen, deren Einsatz, Qualifikation und Kreativität das Fundament der deutschen Filmerfolge in Kino und Fernsehen bilden, haben mehr soziale Verantwortung verdient."

Unter dem Motto: "Die im Dunkeln sieht man nicht..., doch ohne uns kein Film!" wurden folgende Themen beleuchtet:

Filmschaffende
Im Tarifkonflikt mit den Film- und Fernsehproduzenten ist eine Wiederinkraftsetzung von Tarifregelungen nur dann absehbar, wenn die Einführung von Arbeitszeitkonten, eine Beteiligung der Filmarbeitgeber an den daraus resultierenden Sozialversicherungsbeiträgen und eine angemessen Gagenerhöhung vereinbart werden können. Der derzeitige tariflose Zustand birgt aufgrund der gesetzlichen Arbeitszeitbestimmungen erhebliche Umwälzungen für kommende Produktionen. Anders als unter dem ausgelaufenen Tarifvertrag dürfen nun täglich nicht mehr als acht Stunden oder in Ausnahmefällen nicht mehr als 10 Stunden gearbeitet werden. Und gesetzliche Ansprüche auf bezahlte Zeitausgleiche sind zu berücksichtigen. Bei zukünftiger Anordnung von Arbeitstagen, die wie früher üblich weit über 12 Stunden hinausgehen, würde sich eine Filmproduzent strafbar machen.

Synchronbereich
Erstmals legt die von ver.di getragene Mittelstandsgemeinschaft Synchron eine Vergütungsempfehlung vor. Diese fasst die üblichen Regelungen aus der Praxis zusammen und legt angemessene Gagenrichtlinien fest. Außerdem gibt er einige Berufsspezifische Tipps zur Vertragsgestaltung. Mit dieser Vergütungsempfehlung wird ein Grundstein gelegt für einen dringend notwendigen Branchendialog mit den führenden Synchronstudios.

Die Filmschaffenden beschlossen beim FilmUnionDay die Forderung, dass bei kommenden Tarifverhandlungen die Grundlage für Kreativität und Erfolg des deutschen Films durch mehr soziale Verantwortung gelegt werden muss. Die von ver.di und den Berufsverbänden vorgelegten Lösungsvorschläge, bewerteten die Teilnehmer beim FilmUnionDay als entscheidende Schritte zur soizalen und beruflichen Absicherung ihrer Existenz.

Beherzt gingen einige Filmschaffende am nächsten Tag zur Verwaltungsratssitzung der FFA und ließen Taten folgen. Sie übergaben die Brancheninformation vom FilmUnionDay an die 50 Mitglieder des Verwaltungsrates und wurden sogar mit den Worten wie: "Warum kommt ihr denn jetzt erst" begrüßt. Am Mittwochabend ging es dann an beim Berlinale-Empfang der FFA weiter: Dort wurden die mehr als 500 geladenen Gäste aus der Branche über die tariflosen Zustände informiert. Parallel informierte connexx.av den Bundeskanzler, der sich am Mittwoch mit Produzenten und Vertretern der FFA zu einem Branchengespräch getroffen hatte, über die Situation des tariflosen Zustandes, die Rechtsfolgen sowie die von ver.di vorgelegten Lösungsvorschläge im Tarifkonflikt.

(Olaf Hofmann)


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