BFV-Newsletter 11/2011

Entspannte Feiertage wünscht trotz aller Widrigkeiten das connexx.av Team, kommen Sie gut ins neue Jahr, das mit Sicherheit die ein oder andere Überraschung parat haben wird. Wir freuen uns, wenn Sie uns auch im nächsten Jahr gewogen bleiben.

connexx.av und der BundesFilmVerband (BFV) in ver.di wollen mit diesem monatlichen Newsletter für bessere Information und Transparenz bei den Beschäftigten der Produktionswirtschaft von Film- und Fernsehen sorgen. Insbesondere sollen hier film- und sozialpolitische Themen aufgegriffen werden. Der BFV bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Kulturschaffenden sowie allen anderen an der Film- und Fernsehproduktion beteiligten Beschäftigten. Er tritt für Kunstfreiheit und gerechte Arbeitsbedingungen ein. Als vorrangiges Ziel strebt er eine integrierte Interessenvertretung dieser Filmberufe in der zergliederten Branche gegenüber Sendern, Produzenten und der Politik an:
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Inhalt

  1. „Die Soziale Absicherung Filmschaffender“ – die Umfrage des BFV ist ausgewertet
  2. Tarifabschluss für Filmschaffende: Gagenerhöhung um € 45.- in zwei Stufen und 2% linear ab 2013. Erfolg für geringe Wochengagen: Fahrer bekommen 9,6% mehr!
  3. Ermittlungen gegen Kinderfilm GmbH durch die Gewerbeaufsicht dauern an
  4. Einigungsversuche zwischen AG DOK und ARD sind gescheitert
  5. Happy End verzockt – die Degeto ist im Sinkflug begriffen
  6. ver.di fordert 5% Tariferhöhung bei Studios und filmtechnischen Betrieben (VTFF)
  7. Meldungen
  8. Impressum / Abo


1. „Die Soziale Absicherung Filmschaffender“ – die Umfrage des BFV ist ausgewertet

In der Umfrage, die der BFV in verdi deutschlandweit durchgeführt hatte, konnten Filmschaffende Angaben zu ihrer Beschäftigungs-, Einkommens- und Lebenssituation machen. Der Fragebogen diente dem Ziel herauszufinden, was genau an der seit Sommer 2009 geltenden Regelung zum ALG I für Film- und Kulturschaffende zu ändern sei. Die Umfrage ist nun ausgewertet und wird unter dem Motto „abgedreht und abgelehnt“ am Dienstagabend, 24. Januar, in der Urania Berlin durch Prof. Andrea Bührmann von der Universität Göttingen präsentiert. Die Ergebnisse sind alles andere als zufriedenstellend: Alle Befürchtungen seitens der BFV-Vertretung sind deutlich bestätigt worden.

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2. Tarifabschluss für Filmschaffende: Erhöhung der Wochengagen um € 45.- in zwei Stufen zu Mitte 2012 und Anfang 2013, dann mit 2% zusätzlich. Ein Erfolg für alle und für niedrige Wochengagen besonders erfreulich: Fahrer bekommen 9,6% mehr

In der dritten Verhandlungsrunde zwischen ver.di und der Produzentenallianz ist für die rund 15.000 Film- und Fernsehschaffenden, die auf Produktionsdauer beschäftigt sind, ein Tarifergebnis erreicht worden. Das Ergebnis sieht eine Erhöhung der Wochengagen von 45 Euro in zwei Stufen vor. Zum Juli 2012 steigen alle Wochengagen um € 35.- und zum Januar 2013 nochmals um € 10.-; ab 2013 wächst die Gage nochmal linear um 2%. Das Ziel, die niedrigeren Gagensegmente deutlich anzuheben, wurde von den Gewerkschaftern erreicht: So steigen die Wochengagen der Fahrer um 9,6% und im mittleren Gagenbereich z.B. beim Kameraassistenten liegt die Steigerungen immerhin noch bei fast 6% über eine Laufzeit von zwei Jahren! „Das ist nicht unser Wunschergebnis, aber ein erfolgreicher Gagenschritt für die gerechtere Verteilung hin zu den unteren Gagenbereichen. Vielleicht wäre mehr möglich gewesen; dafür müssen wir aber auch weiter wachsen und mehr Filmschaffende müssen sich beim BFV in ver.di organisieren“, fasst der BFV-Vorstand das Ergebnis realistisch zusammen.

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3. Ermittlungen gegen Kinderfilm GmbH durch die Gewerbeaufsicht dauern an

Gewerbeaufsicht und Polizei wurden mehrmals ans Set der ZDF-Produktion „Sechs Schwäne“ gerufen! 15, 16, 17 Stunden Arbeitszeit pro Tag und 8, 7, 6 Stunden Ruhezeit bei den betroffenen Filmschaffenden sprechen eine eindeutige Sprache! (Wir berichteten: BFV-Newsletter 10/2011). Die Behörde in Halle konnte bestätigen, dass Ermittlungen gegen die Kinderfilm GmbH laufen. Genauere Auskünfte dürfe die Behörde aber nicht geben, da es sich um ein laufendes Verfahren handele und daraus keine Informationen weitergegeben werden dürfen. In welchem Umfang und wer alles mit einer Ordnungswidrigkeitsstrafe zu rechnen hat, bleibt also vorerst Geheimnis der Behörde und der Betroffenen selbst. Vermutlich hat es aber auch die Produktionsleitung getroffen, denn die hat die Bedingungen und die Einhaltung der Gesetze und Regelungen durchzusetzen. Tut sie das nicht, gefährdet sie Menschen - Kollegen am Set! Darum werden Ordnungswidrigkeitsverfahren (diese werden immer nur gegen natürliche Personen geführt) gegen die verantwortlichen am Set eingeleitet. Das sollten die Produktionsleiter wissen und vor allem danach handeln! Auch wenn es dem Regisseur nicht gefällt!


4. Einigungsversuche zwischen AG DOK und ARD sind gescheitert

Nach monatelangen Verhandlungen um bessere Rahmenbedingungen für die Dokumentarfilmproduktion im Deutschen Fernsehen sind die Gespräche zwischen der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) und Vertretern der ARD jetzt ergebnislos abgebrochen worden. Ziel der Gespräche sollte die Vereinbarung fairer Vertragsbedingungen in einem Programm-Bereich sein, der zwar im Mittelpunkt des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags steht, der aber von den Sendern finanziell ausgetrocknet und vernachlässigt wird. Die neugegründete Sektion Dokumentation in der Allianz Deutscher Produzenten bedauert das Scheitern der Verhandlungen, wird aber sowohl mit der AG DOK als auch mit der ARD das Gespräch suchen, um den verlorenen Faden wieder aufzunehmen.

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5. Happy End verzockt – die Degeto ist im Sinkflug begriffen

400 Millionen Euro im Jahr waren nicht genug. 400 Millionen Euro hatte die sog. ARD-Filmtochter Degeto Jahr für Jahr zur Verfügung. Dennoch musste sie sich dieses Jahr 23 weitere Millionen leihen, um ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen. Seitdem die Schieflage der Degeto vor zwei Monaten bekannt wurde, sind für wilde Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Die ARD-Intendanten beriefen Hans-Wolfgang Jurgan Ende November als Degeto-Geschäftsführer ab. Wie es bei der Degeto in Frankfurt weitergehen soll, ist ungewiss.

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6. ver.di fordert 5% Tariferhöhung bei Studios und filmtechnischen Betrieben (VTFF)

In der ersten Verhandlungsrunde haben der Verband technischer Betriebe für Film und Fernsehen (VTFF) und der BFV in ver.di die grundsätzlichen Erwartungen an die kommende Tarifrunde ausgetauscht. Der Entgelt- und der Manteltarifvertrag laufen zu Ende des Jahres 2011 aus. Für die vom Flächentarif für Filmtechnische Betriebe betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer will der BFV in ver.di einen schnellen Tarifabschluss mit spürbaren Tariferhöhungen erreichen. Nur wenn der VTFF zu Verhandlungen über die Regelungen des Manteltarifvertrages auffordert, wird ver.di eigene Forderungen dazu stellen. Diese müssten dann auch zu gezielten Verbesserungen für die Beschäftigten in den Filmtechnischen Betrieben führen. Zunächst hat die ver.di-Verhandlungskommission 5 % Tariferhöhungen gefordert, um neben einem Inflationsausgleich auch spürbare Tariferhöhungen im nächsten Jahr zu erreichen. Der Manteltarifvertrag soll dann unverändert bis Ende 2012 neu abgeschlossen werden.

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7. Meldungen

Wichtige GVL-Information:
Neufassung der Wahrnehmungsverträge umgehend zurücksenden!

DPMA: Vertragseingang bei GVL ist Voraussetzung für aktuelle Ausschüttung

Die ursprünglich für Anfang Dezember 2011 vorgesehene GVL-Ausschüttung musste kurzfristig aufgeschoben werden. Die staatliche Aufsichtsbehörde, das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) München, hatte überraschenderweise Beanstandungen an den von der GVL bereits versandten Wahrnehmungsverträgen erhoben. In einer außerordentlichen GVL-Gesellschafterversammlung am 13. Dezember 2011 in Berlin unter Anwesenheit der GVL-Geschäftsführung und des DPMA wurden die einschlägigen Sachverhalte aufgeklärt mit dem Ziel, so rasch wie möglich die Verteilung für die Künstlerseite vornehmen zu können.

Die GVL wird nunmehr ab dem 14. Dezember 2011 auf dem Postweg neue, endgültig vom DPMA genehmigte Wahrnehmungsverträge versenden.

Diese treten rückwirkend zum 1. Januar 2010 in Kraft und bilden die Rechtsgrundlage für die aktuell anstehende Ausschüttung. Damit die GVL jetzt unverzüglich mit der Ausschüttung beginnen kann, empfehlen wir allen leitungsschutzberechtigten Künstlerinnen und Künstlern dringend, den von der GVL in den kommenden Tagen versandten Vertrag zu unterzeichnen und umgehend an die GVL zurückzusenden. Sobald die Rücksendung vorliegt, kann dann die Ausschüttung durch die GVL erfolgen.

Bundesregierung muss endlich die Initiative zur Sicherung unseres Filmerbes ergreifen

Anlässlich des Expertengesprächs im Ausschuss für Kultur und Medien zum Thema "Filmerbe" erklären der Sprecher der Arbeitsgruppe Kultur und Medien Siegmund Ehrmann und die zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion Angelika Krüger-Leißner: Die Ausführungen der geladenen Experten haben den dringenden Handlungsbedarf bei Sicherung, Bewahrung und Nutzbarmachung unseres nationalen Filmerbes bestätigt. Zu lange schon hat die Bundesregierung das Thema auf die lange Bank geschoben. Die Fachleute zeigten auf, dass Deutschland beim Erhalt des audiovisuellen Erbes im europäischen Vergleich inzwischen weit zurückgefallen ist.

Ganz oben in der Dringlichkeit steht die Verständigung auf eine nationale Digitalisierungsstrategie. Die Experten wiesen darauf hin, dass dies zum einen wegen des drohenden Verlustes von Filmwerken geboten ist. Daneben eröffnet eine rasche Digitalisierung aber auch teilweise Refinanzierungsmöglichkeiten durch neue Geschäftsmodelle. Diese Chancen müssen so schnell wie möglich genutzt werden. Die SPD fordert die Bundesregierung auf, insbesondere für ein nationales Digitalisierungsprogramm das Modell einer Public-private-Partnership zu prüfen, das kommerzielle Geschäftsmodelle zur Filmerbenauswertung mit einer öffentlichen Anschubfinanzierung verbindet.

Europäische Filmpreisverleihung: Glamour in Kreuzberg

Es war nicht alles so schlecht, wie behauptet wurde: Anke Engelke, die Moderatorin, war lustig, ja, bisweilen sogar richtig frech. Ihr Witz über Berlusconi, der gerade kommen würde – nur eben nicht hier, war ein großer Lacher. Die Laudatorinnen waren bemerkenswert locker, vor allem dann, wenn sie wie der schwedische Schauspieler Stellan Skarsgard humorvoll launisch und völlig frei sprachen. Skarsgard ehrte übrigens den dänischen Schauspieler Mads Mikkelsen für dessen europäischen Beitrag zum Weltkino.

Schade war nur, dass nicht alle europäischen Weltstars, von denen es nicht so viele gibt in Europa, der Einladung ins Kreuzberger Tempodrom gefolgt waren: Schade vor allem dann, wenn sie wie Colin Firth und Tilda Swinton Preise gewonnen hatten. Die Schauspieler fehlten, weil sie in irgendeinem anderen Erdteil gleichzeitig geehrt wurden. Preisträger Lars von Trier war ebenfalls abwesend, weil er seit dem Eklat auf den Festspielen von Cannes nicht mehr in der Öffentlichkeit spricht. Seine Frau winkte stattdessen ins Publikum, wie er ihr aufgetragen hatte. Man kann nur hoffen, dass das exotische Malta, das die Preisverleihung nächstes Jahr ausrichten wird, eine größere Wirkung auf Stars und Sternchen ausübt, als das nasse und kalte Berlin dies tat.

Weil: Das Leben ist schon hart genug – ARD sucht Komödienstoffe

Verena Kulenkampff, ARD-Fernsehfilmkoordinatorin und WDR-Fernsehdirektorin, hat Autoren und kreative Fernsehschaffende aufgefordert, mehr Stoffe für Komödien zu entwickeln. "Diese haben in unserem Programm leider noch nicht den Stellenwert, den ich mir wünsche, weil zu wenig Stoffe angeboten werden", sagte Kulenkampff am Montag auf dem 5. Kölner Branchentreff der bundesweiten Initiative "Top Talente", einem Förderverein für Film- und Fernsehdramaturgie. Kulenkampff kündigte gleichzeitig an, die ARD wolle sich in den kommenden Jahren für mehr deutsche Auftrags- und Eigenproduktionen im Bereich von Serien, Event-Movies und Fernsehfilmen engagieren. Dies sei auf Dauer attraktiver und profilbildender als der Ankauf von Lizenzprogrammen wie US-amerikanischen Spielfilmen.


8. Anmeldung/Impressum

Erscheinungsdatum: Der BFV-Newsletter erscheint grundsätzlich am Ende eines Kalendermonats. Aus Termingründen sind Verschiebungen des Versandes nicht auszuschließen. Wenn Sie den BFV-Newsletter kostenlos erhalten wollen, melden Sie sich bitte persönlich an unter http://www.connexx-av.de/publikationen_newsletter_bfv.php.

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreichen Sie uns unter:
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Autor und Texter der Beiträge:
Christoph Brandl

Redaktion: Olaf Hofmann
Impressum und V.i.S.d.P.
Dieser Newsletter wird von Wille Bartz, Geschäftsführer connexx.av GmbH, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, monatlich herausgegeben.
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Niedersachsen
Wille Bartz
Goseriede 10-12
30159 Hannover

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