BFV-Newsletter 07/2009

Sie erhalten heute von connexx.av den siebten BFV-Newsletter in 2009. connexx.av und der BundesFilmVerband (BFV) in ver.di wollen mit diesem monatlichen Newsletter für bessere Information und Transparenz bei den Beschäftigten der Produktionswirtschaft von Film- und Fernsehen sorgen. Insbesondere sollen hier film- und sozialpolitische Themen aufgegriffen werden. Der BFV bildet das gewerkschaftliche Netzwerk von Film- und Kulturschaffenden sowie allen anderen an der Film- und Fernsehproduktion beteiligten Beschäftigten. Er tritt für Kunstfreiheit und gerechte Arbeitsbedingungen ein. Als vorrangiges Ziel strebt er eine integrierte Interessenvertretung dieser Filmberufe in der zergliederten Branche gegenüber Sendern, Produzenten und der Politik an (http://www.connexx-av.de/filmfernsehproduktion_bfv.php).


Inhalt


  1. Minimale Bewegung im Tarifstreit
  2. FFG gerettet?
  3. Fernsehsender kürzen Budgets von Kinokoproduktionen
  4. Kein Geld für Film-Archive
  5. Bericht zur Lage der Kultur in Deutschland bleibt Programm des Bundes
  6. Regionalförderer ziehen Reißleine
  7. Aufschlag für Hollywood-Kino
  8. Meldungen
  9. Impressum / Abo





1. Minimale Bewegung im Tarifstreit


Die vierte Runde der Tarifverhandlungen für Film- und Fernsehschaffende zwischen den Produzentenverbänden und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ist am 6. Juli ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Trotz intensiver Verhandlungen und der erstmaligen Bereitschaft der Produzenten zur Fixierung der täglichen Arbeitszeit im Tarifvertrag sind die maximale Dauer der täglichen Arbeitszeit, Ausnahmeregelungen sowie dann fällige Kompensationen strittig geblieben.

ver.di fordert eine Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf zwölf Stunden sowie eine deutliche Tariferhöhung. Zudem ist eine Verlängerung der Ruhezeit nach dem Arbeitsende in die Verhandlungen eingebracht worden. Der Tarifvertrag gilt bundesweit für etwa 25.000 auf Produktionsdauer befristet Beschäftigte in Kino- und Fernsehfilmen.

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2. FFG gerettet?


Die deutsche Filmförderpolitik steht vor einem Scherbenhaufen, obwohl der Hauptverband deutscher Filmtheater am 8. Juli von seiner Hauptversammlung graue Rauchzeichen sendete.

Die flächendeckende Digitalisierung der Kinos und das 40 Jahre alte Filmförderungsgesetz (FFG) könnten nach monatelangem Streit gerettet werden. Doch zu welchem Preis? Ihre Verknüpfung durch die Politik hat diese so erpressbar gemacht, dass der Ursprungsgedanken des Gesetzes durch den jetzt diskutierten Kompromissvorschlag in Gefahr ist: Alle, die von der Auswertung deutscher Filme profitieren, zahlen, damit sie gedreht werden können.

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3. Fernsehsender kürzen Budgets von Kinokoproduktionen


Im öffentlichen Jubel von Cannes fehlte Bettina Reitz. So ist es meist, wenn Erfolge wie der Gewinn der Goldenen Palme durch Michael Hanekes "Das weiße Band" gefeiert werden. Dabei wäre der Film ohne sie kaum entstanden. Die Fernsehchefin des Bayerischen Rundfunks half, als der Berliner Produzent Stefan Arndt wenige Tage vor dem Dreh in der brandenburgischen Prignitz vor einer Finanzierungslücke stand. Sie bettelte bei Intendant Thomas Gruber, der Mittel aus seinem Etat locker machte

Ohne das Gespür von Reitz für aufregende Stoffe wäre auch Florian Henckel von Donnersmarcks Oscar-Gewinner "Das Leben der anderen" nicht entstanden. Künftig muss Reitz kürzer treten. Grubers Topf ist seit mehr als einem Jahr für Kinofilme tabu. Außerdem ist ihr Etat für Kinokoproduktionen um sechs Mio. Euro gekürzt worden Wie hoch die Einsparungen 2010 sein müssen, weiß Bettina Reitz noch nicht. "Es wird auf jeden Fall sehr, sehr schwierig."

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4. Kein Geld für Film-Archive


400 Mio. Euro sollen im Rahmen des Kulturinvestitionsprogramms für den Erhalt des kulturellen Erbes in den kommenden Jahren ausgegeben werden. Berücksichtigt wird jedoch nur, was in Stein verbaut wurde. Für den großen Schatz der Filmarchive ist dort kein Cent eingeplant und im Etat von Kulturstaatsminister Bernd Neumann für 2010 ist für den Erhalt der Filme ebenso kein Zuwachs vorgesehen. Er folgt damit einem Beschluss des Kulturausschusses des Bundestags, dass die Pflege des deutschen Filmerbes kostenneutral erfolgen soll.

Erwartungsgemäß hatte der Bundestag im November 2008 einen Antrag der Linken abgelehnt, in den kommenden fünf Jahren 90 Mio. Euro für die Arbeit der Film-Archive bereitzustellen, die sich Bundeshaushalt und Branche hätten teilen sollen. Die Kostenneutralität bedeutet jedoch nicht mehr und nicht weniger als die Quadratur des Kreises. Mehrere 100 Millionen sind heute schon notwendig, um die Bestände zu erhalten und die aktuelle Produktion zu sichern.

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5. Bericht zur Lage der Kultur in Deutschland bleibt Programm des Bundes


In seiner letzten Sitzung hat der Kulturausschuss des deutschen Bundestages seinen Nachfolgern empfohlen, die Empfehlungen aus dem vor 18 Monaten verabschiedeten Bericht der Enquetekommission zur Lage der Kultur in Deutschland weiter zu einer Richtschnur seines Handelns zu machen. 465 Empfehlungen wurden ausgesprochen, 80 wurden bereits von Bund, Ländern und Kommunen aufgegriffen und umgesetzt. Viele allerdings halbherzig, wobei ausdrücklich das Bibliotheksgesetz in Thüringen und die Neuregelung der Rahmenfrist für Kulturschaffende genannt wurden. Finanzielle Nöte wurden in allen Fällen für die unzureichende Umsetzung genannt.

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6. Regionalförderer ziehen Reißleine


90 Förderanträge mit einem Volumen von 17 Mio. Euro in diesem Monat in Bayern. 23 Mio. Euro hätte Kirsten Niehuus ausgeben können, vier Mio. Euro konnte die Geschäftsführerin des Medienboards im Juni nur vergeben. Die Berlin-Brandenburger Förderinstitution erstickt wie ihre Pendants in den anderen Ländern momentan in Anträgen. Was zum einen dem politischen Willen bei der Novellierung des FFG zum 1. Januar 2009 geschuldet ist, den Anteil der Referenzfördergelder an der Gesamtförderung um knapp 10% zu kürzen. Das hat Löcher in manch Kalkulation geschlagen, die über die Filmförderung gedeckt werden sollen. Außerdem ist die Flut der ungewissen Situation bei der FFA geschuldet. Vor allem aber der Lage vieler Produzenten, die schon seit Jahrzehnten klagen, dass ihre Eigenkapitaldecke zu dünn sei. Das rächt sich jetzt. Sie müssen drehen, sonst stehen viele vor dem Aus.

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7. Aufschlag für Hollywood-Kino?


Etwas weniger soll der Zuschauer künftig für die unter die Haut gehenden Beziehungsdramen des Regisseurs der Berliner Schule zahlen, etwas mehr darf es für hochbudgetierte Filme aus Deutschland, aber vor allem aus Hollywood sein. Mit diesem Vorschlag überraschte Christof Müller, Deutschfilm und früher bei Senator, am 25. Juni in der "Süddeutschen Zeitung".

Nun ist es sicher eine Illusion, dass der Eintrittspreis deutscher Filme nach dem Budget berechnet werden könnte. Es bestünde die Gefahr, dass Filmemacher wie Petzold und ihre Produzenten, deren Budgets sich an den möglichen Einspielergebnissen orientieren, die Grundlage ihres Geschäftsmodells verlieren. Und auch High-Budget-Produktionen könnte es in die Schieflage bringen, wenn der Preis manch potentiellen Besucher vom Kauf einer Karte abhält.

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8. Meldungen


Neumanns Haushalt steigt auch 2010


Trotz der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen hat das Bundeskabinett Ende Juni eine Steigerung des Kulturhaushalts für 2010 von 1,143 Mrd. Euro auf 1,162 Mrd. Euro beschlossen. Bernd Neumann konnte damit in seiner Amtszeit bereits zum fünften Mal in Folge eine Steigerung des Kulturhaushalts erreichen. Sein Haushalt wuchs um 10,14 Prozent. "Gerade in den Zeiten der Wirtschaftkrise setzen die Etatsteigerung und auch die zusätzlichen Programme ein deutliches Signal für die Kultur", erklärte der Kulturstaatsminister. "Dies zeigt eindrucksvoll, dass das Regierungsprogramm auch in schwierigen Zeiten umgesetzt wird, wonach Kulturausgaben zu den wichtigsten Zukunftsinvestitionen gehören.

http://www.bundesregierung.de/nn_24668/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2009/06/2009-06-24-kulturhaushalt.html

Schrumpfende GEZ-Einnahmen


Die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) habe 2008 erstmals weniger Gebühren eingenommen als im Vorjahr, berichtet epd Medien unter Berufung auf den GEZ-Geschäftsbericht 2008. Danach habe das Gebührenaufkommen 2008 bei 7,26 Milliarden Euro gelegen, 38 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Dies liege zum einen am Bevölkerungsrückgang, aber auch an Gebührenbefreiungen. Neben Hart IV mache sich jetzt auch der "demografische Faktor" bei der Erhebung der Rundfunkgebühren bemerkbar, sagte Buchholz. Der Ausfall durch Gebührenbefreiungen hat sich 2008 auf 754 Millionen Euro summiert, 19 Millionen mehr als im Vorjahr. Auch bei den Gründen für die Befreiung von Gebührenzahlern mache sich die veränderte Bevölkerungsstruktur bemerkbar. Die Zahl der Gebührenbefreiungen wegen "Grundsicherung im Alter" nehme deutlich zu.

http://www.epd.de/medien/medien_index_66431.html

Europäischer Filmpreis zieht um


In Essen wird mit dem Publikum gefeiert, in Bochum wird in diesem Jahr der Europäische Filmpreis verliehen. Da die Jahrhunderthalle - einst Gaskraftzentrale eines Bochumer Stahlwerks - zum traditionellen Termin am 1. Dezemberwochenende belegt ist, muss die Europäische Filmakademie auf das 2. Wochenende für ihr Klassentreffen ausweichen. Geplant ist jetzt ein Europäisches Kinofest als Publikumsveranstaltung am 11. 12. in der Essener Lichtburg und am 12. 12. die Verleihung der Filmpreise in Bochum.

http://www.filmstiftung.de/index.php?we_objectID=2923&pid=0

Neuer Vorstand im Verband der Agenturen


Die Mitglieder des Verbandes der Agenturen (VdA) im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung während des Münchner Filmfestes Antje Schlag (Agentur Charade, Berlin), Beate Wolgast (die agenten, Berlin) und Dirk Fehrecke (Dirk Fehrecke Agentur, Berlin) zum neuen Vorstand gewählt. Antje Schlag wird den Vorsitz übernehmen. Der VdA vertritt seit 1998 die Interessen der privaten Künstleragenten im deutschsprachigen Raum in den Bereichen Film, Fernsehen und Bühne.

Die 58 Mitgliedsagenturen repräsentieren über 2.300 Schauspieler, Regisseure, Autoren und Kameraleute. Zu den zentralen Anliegen gehören u.a. die Stärkung und Qualitätssicherung des Berufsbilds des Künstleragenten, die Beteiligung an Gesetzgebungsvorhaben und die aktive Einmischung bei film- und medienpolitischen Themen.


http://www.verband-der-agenturen.de/



9. Anmeldung/Impressum


Erscheinungsdatum: Der BFV-Newsletter erscheint immer am vierten Donnerstag im Monat. Wenn Sie den BFV-Newsletter kostenlos erhalten wollen, melden Sie sich bitte persönlich an unter http://www.connexx-av.de/newsletter_bfv.php.

Bei Fragen, Anregungen oder Kritik erreichen Sie uns unter:
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Düsseldorf
Jörg Keunecke-Lotte
Karlstrasse 123 - 127
40210 Düsseldorf
fon: 0211.61824337, fax: 0211.61824468
mail: joerg.keunecke-lotte@connexx-av.de

Redaktion: Olaf Hofmann, Jörg Keunecke-Lotte

Impressum und V.i.S.d.P.
Dieser Newsletter wird von Wille Bartz, Geschäftsführer connexx.av GmbH, dem Projekt der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, monatlich herausgegeben.
connexx.av GmbH
c/o ver.di LBZ Niedersachsen
Wille Bartz
Goseriede 10-12
30159 Hannover

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