Die Kinokette CinemaxX ist verkauft

(ver.di FilmUnion-Newsletter 07/2012) Der Großaktionär Herbert G. Kloiber macht Kasse und wird rund € 150 Mio. beim Verkauf der CinemaxX AG an die britische Vue Entertainment einstreichen. Doch die Mitarbeiter der Kinokette profitieren immer noch nicht vom Reichtum ihres ehemaligen Chefs. Das wird sich auch unter dem neuen Eigentümer nicht ändern.
Seit langem schon halten die Cinemaxx-Eigentümer die Kinomitarbeiter hin. Und auch nach fünf Verhandlungsrunden rückt die Unternehmensführung der CinemaxX AG in laufenden Tarifverhandlungen nur scheibchenweise und dann auch nur spärliche Angebote heraus. So sollten nur 25 Cent in einer ersten Stufe und danach für jedes weitere Jahr ein kleines Lohnplus von 1,75 % - damit sicherlich weniger als die Inflation - bei den Arbeitnehmern ankommen. Mitte Juli wurde die Übernahme der CinemaxX AG durch die britische Kinofirma Vue Entertainment bekannt gegeben. Beim Großaktionär Herbert G. Kloiber werden dann demnächst 147.101.602,50 € aufs Konto fließen. Geradezu zynisch klingt da die Äußerung des Kloibers: „Ich bin Christian Gisy und seinen Mitarbeitern zu großem Dank verpflichtet: In knapp fünf Jahren haben sie in durchaus turbulenten Zeiten die CinemaxX AG zu einem höchst profitablen und schuldenfreien Unternehmen gemacht. Heute kann CinemaxX wieder gestärkt auf Expansionskurs gehen.“
Der echte Dank des Großaktionärs und Aufsichtsratsvorsitzenden sollte sich vielmehr in einem verbesserten Tarif-Angebot an die CinemaxX-Mitarbeiter ausdrücken. Denn nicht die Arbeit der Aktionäre, sondern die Arbeit der Servicemitarbeiter, Mitarbeiter in den Betriebsleitungen und den Vorführungen und gewiss auch in der Firmenzentrale hat dazu geführt, dass sich der Kinokonzern in einer schwierigen Branchensituation behauptet hat.

Dass CinemaxX nun den Aktienwert hat, der sich als neunstelliger Betrag in den Händen des Filmhändlers Kloiber wiederfindet, ist also den Mitarbeitern zu verdanken.
Vue Entertainment ist ein Unternehmen, das durch den Kauf der Kinoketten Warner Village und weiterer Übernahmen in Großbritannien und Irland und vereinzelt in Portugal und Taiwan gewachsen ist. Mittlerweile sind auf den britischen Inseln 68 Kinos in der Hand des Unternehmens mit über 3000 Beschäftigten. Die britische Partnergewerkschaft BECTU hat ver.di berichtet, dass das Unternehmen strikt gegen Gewerkschaften ausgerichtet ist und die BECTU auch nicht als Tarifpartner anerkennt. So überrascht es nicht, dass die Vue Entertainment für customer assistants (Service-Mitarbeiter) lediglich Löhne zwischen 5,20 und 6,08 £ (britische Pfund) bezahlt, also zwischen 6,60 und 7,71 €. Der höchste Wert ist gerade mal der in Großbritannien durch die Regierung festgelegte Mindestlohn. Das Unternehmen setzt in den Foyers auf das Konzept "single point of sale", das ohne Ticketkassen und damit Verkauf aller Waren und Tickets an den Concessions-Tresen ausgelegt ist. So erklärt sich wohl auch, dass Vue mit durchschnittlich 44 Mitarbeitern pro Kino und damit mit über 10 Leuten weniger als CinemaxX auskommt. Technisch hat die Vue Entertainment auf eine Volldigitalisierung gesetzt, die gänzlich ohne Vorführpersonal auskommt und den Theatermanagern die Steuerung der Projektion überlässt. Aber auch die Manager, also Betriebsleitungs-Assistenten, werden mit Gehältern von umgerechnet ab € 1755,- deutlich schlechter bezahlt, als es hierzulande angemessen wäre.
Hinter der Vue Entetrtainment steht die Private-Equity-Firma Doughty Hanson & Co, die also
Investment-Fonds verwaltet und sich für Firmenübernahmen einsetzt, um damit über hohe Renditen oder Firmenverkäufe Geld für die Zeichner der Fonds zu verdienen. „Angesichts dieser Entwicklung und der sicherlich noch spekulativen Perspektiven für das Unternehmen
CinemaxX, unter Führung der Vue Entertainment, ist es für die Kolleginnen und
Kollegen in allen Bereichen der CinemaxX AG dringender denn je nötig, tarifliche Mindeststandards zu erreichen. Denn nur Tarifverträge schaffen langfristige Sicherheit beim Einkommen und Tariferhöhungen sowie den übrigen Arbeitsbedingungen. Die Renditeerwartungen der Vue dürften sicher höher liegen, als die derzeitigen Tarifangebote von CinemaxX“, erklärte ver.di-Tarifsekretär Matthias von Fintel.


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