Film & Fernsehen

Wieder Streit zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern – diesmal zu VoD

(BFV-Newsletter 08/2011) Noch hat das Kartellamt nicht gesprochen, da sorgt "Germany's Gold" die von ARD und ZDF gemeinsam mit der Allianz deutscher Produzenten Film und Fernsehen, Studio Hamburg, Jan Mojto (besitzt das Kirch Archiv) und der Bavaria geplante Video-on-Demand-Plattform (VoD) schon für Streit.
Auf dem Portal sollen Klassiker aus den vergangenen 60 Jahren Fernsehgeschichte wieder auf dem heimischen (Computer)-Bildschirm laufen. Es geht um die Perspektive, mit Klassikern und Qualität nochmal Geld im Video-on-Demand-Bereich zu verdienen. Vorbild ist unter anderem die britische BBC, die für ein Monatsabo 6,99 Pf berechnet. Die Erlöse müssen sich die Sender dann mit den Produzenten teilen. Durch die VoD-Angebote werde der immer kleinteiligere Markt auf der Vertriebsseite um eine weitere Option erweitert, erklärte Moritz von Kruedener, der für den deutschen Rechtehändler Beta Film (Mojto) tätig ist: „Das Resultat sind sinkende Ratings." Dies habe auch Auswirkungen auf die Finanzierung der Sender. Video-on-Demand könne sich als eine neue Finanzquelle erweisen. „In den USA sammeln die Produzenten bereits erste Erfahrungen mit Netflix als Finanzierungspartner", berichtete Kruedener und betonte, man solle diesen Markt in Deutschland nicht den ausländischen Playern überlassen.“

Denn der Zuschauer wolle sich die Programme aus dem Netz holen, sagte Carl Bergengruen, Vorsitzender der Geschäftsführung von Studio Hamburg, gegenüber „satundkabel“.
Zunächst wird das VoD-Angebot eine Ergänzung zum DVD-Verkauf sein, auf dem ARD und ZDF sowieso schon zu Hause sind. Langfristig gilt die runde Metallscheibe aber als Auslaufmodell. Ein Problem mit dem neuen Geschäftsmodell von „Germanys Gold“ haben offenbar zunächst die Zwischenhändler, die jetzt bei den DVDs mitverdienen oder weiter mit den Streams verdienen wollen. „Man fragt sich schon, für welchen Zweck ARD und ZDF ein eigenes Pay-Video-on-Demand-Angebot brauchen, wenn wir die Inhalte mehr als gerne bei maxdome und MyVideo.de auswerten würden", erklärt gegenüber der „Berliner Zeitung“ etwa maxdome, ein Spross der ProSiebenSat.1-Media AG, der als Betreiber von Europas größter Online-Videothek firmiert. Sein digitaler Bauchladen umfasst 35 000 Videos, Filme und Serien. Neben den Aushängeschildern wie "Grey's Anatomy" oder "Desperate Housewives" findet man dort auch ZDF-Produktionen wie "Unser Charly". Titel von Dritten würde man künftig sogar "in einem eigens gebrandeten Bereich" anbieten.

Und natürlich meldet sich wie immer der VPRT, die Interessenvertretung der privaten Sender, zu Wort. Er wittert eine weitere Wettbewerbsverzerrung zu Ungunsten seiner Klienten. Eine von der RTL-Sendergruppe und dem Medienkonzern Pro/Sat1 geplante werbefinanzierte Plattform hat das Kartellamt im März abgelehnt, der Widerspruch läuft. Ausschlaggebend für die Entscheidung war die beherrschende Stellung der Antragsteller auf dem TV-Werbemarkt, der nicht ins Internet verlagert werden solle. Im September werden ARD und ZDF ihren Antrag beim Kartellamt einreichen. Marc Schröder, Geschäftsführer von RTL interactive, kündigte bereits eine Klage an.

Im Dezember könnte das Portal dann an den Start gehen.

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