Film & Fernsehen

Widerlegt GfK-Studie Position der Medienbranche im Vorgehen gegen illegale Downloads?

(BFV-Newsletter 08/2011) „Nutzer der kürzlich staatsanwaltschaftlich vom Netz genommenen Video-on-demand-website kino.to und anderer, vergleichbarer sogenannter "illegaler Downloadseiten" gehen weit häufiger ins Kino als der Durchschnittsbürger. Dies belegt eine Studie, die bereits vor einiger Zeit von der Gesellschaft von Konsumforschung (GfK) unternommen wurde“, berichtet „telepolis“ auf „heise.de“.
Die FAZ nahm das Thema dann prompt auf. Seit Fertigstellung werde die Studie unter Verschluss gehalten und sei, so mit den Inhalten vertraute Quellen, "im Giftschrank verschwunden". „kino.to"-Nutzer gingen nicht nur sehr oft ins Kino, sie gäben auch überdurchschnittlich viel Geld an der Kinokasse aus. "Die User kaufen oft ein Ticket an den teuren Wochenend-Tagen.“ Sie würden sich auch mehr DVDs kaufen, weil sie laut ihren Angaben oft nur den Anfang des aus dem Netz herunter geladenen Filmes anschauen und dann ins Kino oder in den Laden gehen würden. Damit sei laut „Telepolis“ die These von den Milliardenschäden widerlegt, die illegale Downloads verursachen. "Wir haben damit nicht gerechnet", zitiert „Telepolis“ einen GfK-Mitarbeiter, der verständlicherweise anonym bleiben möchte. Und scheinbar passend wird dazu kommt ein Statement vom Hauptverband Deutscher Filmtheater: "Wir vermuten das eigentlich schon lange. Wer Filme herunter lädt, hat ein erhöhtes Interesse am Kino."

Nun wird der Branche unterstellt, sie wolle mit dem Vorgehen gegen „kino.to“ Konkurrenz ausschalten, um eigene File-Share- und Video-on-Demand-Modelle durchzusetzen, die im Aufbau sind. Den Interessenvertretern der Urheber war dies nicht mal eine Gegendarstellung wert. Es ist wohl klar, dass Nutzer von kino.to und anderen Portalen ein erhöhtes Interesse an Kinofilmen oder Fernsehserien haben. Sie wollen sie nur nicht auf den gesetzlich vorgeschriebenen Wegen nutzen, sondern erst mal schauen, ob sich der Weg ins Kino lohnt oder der Kauf einer DVD. Was aber, wenn sie beschließen, er lohne sich nicht? Um das festzustellen, müssten sie sonst zahlen.

Ebenso sieht es bei Fernsehserien aus – wer sie sich zuvor herunter lädt, sieht sie sich nicht bei der Ausstrahlung an. Und das gefällt keinem Sender – den öffentlich-rechtlichen, aber vor allem den privaten nicht. Bessere Quoten bedeuten für sie bessere Werbeerlöse und damit auch wieder mehr Geld, das sie in die nächste Produktion stecken können.

Die Dimension des Schadens durch illegale Downloads wächst indes stetig weiter: In Frankreich wurden seit Oktober vergangenen Jahres rund 18 Millionen Filesharer ermittelt, die Behörden konnten jedoch nur 470.000 Warnungen verschicken. Ob und wann die restlichen 17 Millionen Anschlussinhaber verwarnt werden, ist noch offen. Gleichzeitig bricht den Hollywood-Majors ihre wichtigste Einnahmequelle weg. Mit dem Verkauf von DVDs erzielte Hollywood im vergangenen Jahrzehnt jährlich mehr als 20 Mrd. Dollar (14,1 Mrd. Euro) Umsatz. Doch allein im vergangenen Jahr stürzten die Absätze in den USA um 20 Prozent ab.

Unbekannte haben das illegale Filmportal kino.to inzwischen unter einem ähnlichen Namen wieder ins Netz gebracht: kinox.to. Die neue Homepage ist in der Machart und Strukturierung identisch mit dem Vorgänger, der im Juni von der Staatsanwaltschaft in einer spektakulären Aktion still gelegt wurde. 13 Personen, vornehmlich aus Sachsen, wurden verhaftet. Sie sollen Millionen mit dem Portal verdient haben. Die neuen Macher verhöhnen auf ihrer Startseite die Behörden und die Filmindustrie: “Liebe GVU, Filmindustrie und Staat: Denkt ihr wirklich ihr könnt uns stoppen nur weil ihr haufenweise Geld habt?” Wer hinter dem Angebot steckt und wie lange die Seite online sein wird, ist unklar.

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