Film & Fernsehen

Filmpreis made in Austria – DFFF verstärkt die internationale Ausrichtung

(BFV-Newsletter 05/2010) Christoph Waltz sonnte sich bescheiden bei der Verleihung der Lolas am 23. April im Blitzlichtgewitter, obwohl er keine Lola gewinnen konnte.
Routiniert reagierte sein Landsmann Michael Haneke auf die Ehrung mit dem deutschen Filmpreis, während sich die Wiener Regisseurin Feo Aladag unbändig über den Überraschungserfolg von „Die Fremde“ freute. Mit Jessica Hausner „Lourdes“ war ein weiterer Film in der Vorauswahl. Österreich hat Dank des DFFF endgültig die deutsche Koproduktion entdeckt – und nicht nur das Alpenland. Hollywood hat nach Babelsberg die Bavaria erobert, Lars von Trier kommt wieder nach NRW, wo auch der Kanadier David Cronenberg drehen wird. Der gewünschte Effekt des DFFF ist eingetreten. Und noch reicht sein Volumen. Kulturstaatsminister Bernd Neumann kann seiner Chefin Angela Merkel eine glänzende Bilanz vorlegen. Mit der Abschaffung der Filmfonds und der Schaffung des DFFF fließen deutsche Steuergelder nicht mehr nach Hollywood. Es wird im eigenen Land ausgegeben. Doch die Bilanz hat auch mehrere Kehrseiten.

Tom Cruise und Kollegen entdeckten die Steuervorteile und ließen etliche Dollar hier. Aber der von der Bundesregierung versprochene und gewünschte Effekt der Eigenkapitalbildung der deutschen ist auf breiter Front nicht erreicht worden: Selbst das Studio Babelsberg als Hauptnutznießer des amerikanischen Zuspruchs 2007/2008 gab in der Woche vor der Filmpreisvergabe Verluste für das Geschäftsjahr 2009 bekannt, die aber auch dem Streik in Übersee und der Weltwirtschaftskrise geschuldet sind. Schuld an der Misere ist ein Konstruktionsfehler des DFFF. Das Geld fließt direkt in die Produktion. In Holland, das viele deutsche Produzenten mittlerweile als Vorbild sehen, dienen 30% der Eigenkapitalbildung für das Anschieben kommender Projekte. Und was Babelsberg nicht schaffte, war vielen kleinen deutschen Firmen erst recht nicht möglich. Sie haben kaum Rücklagen und leben nach wie vor von der Hand in den Mund – ohne Produktion können die Angestellten nicht bezahlt werden. Sie beobachten mit Sorge einen weiteren Trend: Die regionalen Filmförderungen setzen verstärkt auf Kommerz. Nicht so stark wie Mecklenburg-Vorpommern, wo die Fördersumme von je 800.000 Euro in den vergangenen zwei Jahren an „12 Meter ohne Kopf“, „Der Ghostwriter“ und den Sat1-Zweiteiler „Die Grenze“ ging. Reine Prestigeprojekte, bei denen für die einheimischen Filmemacher, die sich vor allem dem Dokumentarfilm verschrieben haben, nichts übrig blieb, wie Regisseurin Helke Misselwitz am Rande des Filmkunstfestes in Schwerin feststellte. Der zuständige Kultusminister Henry Tisch, in dessen Haus die Förderung vergeben wird, versprach zumindest ein Nachdenken über andere Förderkriterien. Doch auch andere Regionalförderer haben fleißig nach dem Boom in Babelsberg in Hollywood geworben und fördern zunehmend lieber die großen Namen. Der bayerische FFF ist bei Kevin Costner dabei, dessen letzter Kassenschlager auch einige Jahre zurück liegt. Julianne Moore wird in Köln erwartet. Unterstützt von der Filmstiftung. Die Summen für solche Projekte fehlen dem deutschen Film, denn alle regionalen Filmförderer hätten schon in den vergangenen Jahren ein Vielfaches der zur Verfügung stehenden Summen ausgeben können. Wenn sie jetzt auf den DFFF auch noch ein Sahnehäubchen drauf setzen, um die internationale Filmszene anzulocken, geht das zu Lasten von deutschen Regisseuren, Schauspielern und Mitarbeitern an den Sets.

Ausklappen/Einklappen