RundfunkFilm & Fernsehen

Einigung bei Verwertungsrechten und Budgets zwischen Produzentenallianz und ARD

(Berlin, 2. Dezember) Es waren kurze Wege, die der Ex-Stuttgarter Christoph Palmer, Vorsitzender der Allianz Deutscher Produzenten- Film und Fernsehen, und der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust, im Haupterwerb Intendant des SWR, zumindest örtlich zurückzulegen hatten. Fair und mit Augenmaß für die Interessen der anderen sprachen sie in den vergangenen Monaten über ihre Finanzen, versichern beide. Am 2. Dezember einigten sie sich auf neue Eckpunkte bei der Vergütung von fiktionalen Programmen, mit denen die Ära des totalen Rechte-Buy-Outs für fiktionale Programme endet. Das hatten die Ministerpräsidenten der Bundesländer von allen Sendern im Zusatzprotokoll des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag verlangt.

Auch bei 100%tigen Auftragsproduktionen beteiligt die ARD künftig die Produzenten an den Einnahmen aus Verkäufen im Ausland, im Pay-TV, Kino, DVD oder Video-on-Demand-Angeboten. Außerdem sollen die Produzenten die Rechte erhalten, die die ARD gar nicht verwerten kann, diese wird dann an den Erlösen beteiligt.

Grundsätzlich verstärkt die Vereinbarung die Rechtssicherheit beider Seiten, insbesondere bei Produktionen, bei denen der Produzent einen Teil der Finanzierung selbst übernehmen will. War es bislang Verhandlungssache, was er dafür an Rechten erhalten hat, ist dies jetzt in einem Katalog festgelegt. Bei den Entertainment-Programmen wurde sogar ein Schritt weiter gegangen: Hat der Produzent die Idee zur Sendereife entwickelt, kauft der Sender nur die Rechte für sich. Ansonsten kann der Produzent sie eigenständig weiter vermarkten.

Eine Einigung gab es auch bei den Kalkulationen der Budgets, wo künftig auch Gagen für Continuity, Casting, Materialassistenz oder Kostümbild sowie Bürgschaftskosten anerkannt werden. Zu den Auswirkungen gibt es zwei verschiedene Auffassung. Die Produzentenallianz freut sich, dass diese auch bislang anfallenden Kosten nicht in anderen Posten versteckt werden müssen und rechnet mit gleich bleibenden Budgets.

Der Vorstand des BundesFilmVerbandes in ver.di BFV begrüßt die Einigung der Produzentenallianz und ARD, und erwartet für die Nahe Zukunft entsprechende Regelungen für die seit langem angestrebte Vergütungsbeteiligung aller Urhebergruppen in Folge der Mehrfachverwertung: „Wir gehen davon aus, mit den Produzenten in den kommenden Monaten auf tariflicher Grundlage eine angemessene Vergütungsregelung zu vereinbaren; dieser Verfahrensweg ist zwischen uns und den Produzenten mit dem jetzigen Tarifabschluss bereits abgesprochen“, sagte Olaf Hofmann von connexx.av.

Peter Boudgoust fürchte im Gegensatz zu den Produzenten steigende Budgets. Und dann beginnt beim Ersten die Quadratur des Kreises. Am Programm werde nicht gespart. Die Zahl der fiktionalen Programme werde gleich bleiben. Was bei steigenden Kosten je Stück zur Folge hätte, dass die Etats der betreffenden Redaktionen erhöht werden müssten. Und das bezweifeln viele.

Die Clearing-Stelle, die die Umsetzung der bis 2013 befristeten Vereinbarung beobachten soll, wird sicher genau im Auge behalten, dass die Vereinbarung nicht auf Kosten der Anzahl der fiktionalen Programme geht.

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