Rundfunk

Arbeitgebernahe RTL-Betriebsräte verlassen das Gremium

(Köln, 28. Februar 2007) Nachdem mehrere Betriebsräte des Kölner Senders RTL ihre Mandate niedergelegt hatten, ist die Arbeitnehmervertretung jetzt in ihrer neuen Besetzung erstmals zusammengetreten. Damit führt der Betriebsrat mit den nachgerückten Mitgliedern die Geschäfte weiter, Neuwahlen lehnte das Gremium ab. Dies führe nicht zur Lösung der Probleme, sondern würde im Gegenteil den Betriebsrat nur schwächen, teilten die Arbeitnehmervertreter heute in einem internen Brief, der connexx.av. vorliegt, der Belegschaft mit. Der neu besetzte Betriebsrat bedauert den Rücktritt der Kolleginnen und Kollegen. Dies sei ein falsches Signal, "Sowohl die gewählte Form" wie auch "das öffentliche Austragen innerer Konflikte" diene nicht den Interessen der Belegschaft. Hier würden, so der Tenor des Schreibens, die Probleme zwischen Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretern unzulässig auf die Vorsitzende reduziert. Es habe manche Zerreißprobe gegeben, die meisten Entscheidungen seien jedoch "einstimmig oder mit großer Mehrheit gefallen".

Alle fünf Zurückgetretenen gehörten der als arbeitgebernah eingestuften Liste "Dialog" an. Gestern hatte der Branchendienst Kress gemeldet, die Betriebsratsvorsitzende werde für den Rücktritt verantwortlich gemacht. Intern seien laut Kressbericht der Vorsitzenden überzogene Forderungen an die Geschäftsführung vorgeworfen worden. Dem widerspricht der RTL-Betriebsrat und verweist auf die größtenteils einmütigen Entscheidungen im Gremium.

Am 19. Dezember des vergangenen Jahres waren die Verhandlungen zu einem einheitlichen Haustarifvertrag an der starren Haltung der RTL-Geschäftsführungen gescheitert. In einer zweiten Runde im Februar zeigten sich die RTL-Führung weiterhin kompromisslos. Seitdem sind auch die Gespräche zwischen Firmenspitze und Betriebsrat schwieriger geworden. Diesen mutigen und konfliktträchtigen Kurs konnten und wollten einige der zurückgetretenen Betriebsräte nicht mittragen, vermutet Wille Bartz von connexx.av.

(Ralf Steinle)


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